8.

[62] In lauen Sommernächten,

Wo alles wundersam,

Da war es, daß wir zechten

Bis daß der Morgen kam.

Ein Wetterleuchten zuckte

Bisweilen übern Rhein;

Das stille Mondlicht blickte

In unsre Becher hinein.


Es sang mit süßem Schalle

Im tiefen Stromestal

Die schöne Nachtigalle

Von ihrer Liebesqual.

Und um die Berge flogen

Die Nebel wunderbar:

Als käme angezogen

Eine luftige Geisterschar.


Die Lindenzweige rauschten

Um unsern Tisch herum:

Wir horchten und wir lauschten

Und wurden still und stumm.

Wohl halb im Traume blickten

Wir in den grünen Rhein;

Und bückten uns und nickten

Und schlummerten endlich ein.
[62]

Quelle:
Georg Weerth: Sämtliche Werke in fünf Bänden. Band 1, Berlin 1956/57, S. 62-63.
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