Siebenter Auftritt

[80] Vorzimmer der Königinn. Wolowsky kommt seitwärts mit einem Pagen.


PAGE. Ich sage es noch einmahl, die Königinn ist beschäftigt, kann niemand sprechen.

WOLOWSKY. Sagt nur, ich bäthe dringend.

PAGE. Sie ist nicht allein; auch naht die Stunde, wo sie bethet.

WOLOWSKY. Zu einer guten That ruf ich sie ab, Gott wird die Störung gern verzeihen.

PAGE. Ich will's versuchen. Ab.

WOLOWSKY. Man läßt mich nicht zum König, Johanns Feinde bewachen ihn, daß ihn kein menschliches Gefühl beschleiche. Alter Thor! auch hier wohnt seine Feindinn, und du klopfst an ihrer Thüre an – doch – sie ehrt Gott – der Page sagte ja, es naht die Stunde, wo sie bethet. Wenn wahre Andacht, nicht Gewohnheit ihre Knie beugt, wenn sie zu Gott mit wahrer Reue um Vergebung ihrer Sünden fleht, so wird sie andern auch vergeben.

PAGE. Die Königinn. Auf der andern Seite ab.[80]

WOLOWSKY. Sie kommt! Ruhig, ruhig altes Herz, klopfe nicht so heftig; besonnen muß ich handeln, alle Worte wägen, nicht bestürmen; beschleichen muß ich ihren Haß; sie kommt – Wie? von geringer Abkunft wäre sie? das gemeine Äußere hätte sich so bald verwischt – die niedrige Seele wäre ihr nur geblieben?


Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neue Schauspiele. Band 1, Wien 1817, S. 80-81.
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