Achter Auftritt

[172] Nina, Emy. Die Vorigen.


NINA UND EMY zur Mutter. Ist es so recht?

BARONINN. Das sind ja hiesige Hüte, warum nehmt ihr nicht die Pariser?

EMY. Die stehen uns besser.

BARONINN. Besser? hiesige Hüte besser als Pariser? O ihr seyd nicht werth, daß ihr einen Kopf habt, Pariser Hüte aufzusetzen –

BABETTE schnell und leise. Die Falte, gnädige Frau!

BARONINN freundlich. Du hast Recht. Kommt meine lieben Kinder. Zu den Herren. Ist es Ihnen gefällig?

WALDBERG gibt den Fräulein den Arm.

GRÜNAU für sich. Schön, mir läßt er die Mutter Wenn ich kutschire, die werfe ich wieder um.

BARONINN. Blümlein, Sie folgen uns doch?[172]

BLÜMLEIN leise. Kann nicht, alles weiß schon, daß heute Abend große Cour bey Ihnen ist, alles will glänzen, alles hat zu mir geschickt –

BARONINN reißt sich von Grünau los, leise zu Blümlein. Ewige Feindschaft, wenn Sie heute einen Stein leihen oder verkaufen.

BLÜMLEIN. Aber ich muß denn doch –

BARONINN. Ewige Feindschaft, Sie kennen mich. Zu den andern. Kommen Sie meine Herren. Alle ab außer Blümlein.

BLÜMLEIN. Feindschaft? was schadet mir die Feindschaft einer Frau, die kein Geld hat? – So eine Frau darf gar nicht mehr mit reden, wer hört sie? wer achtet sie? Mit ihrem letzten Ducaten flog ihre Seele davon – sie ist todt, sie ist begraben. Schade um ihren Tisch, man hat gut bey ihr gegessen, und brillant getrunken – und so ein Kosthaus, wo immer gedeckt ist und nie bezahlt wird, das ist so meine Sache. Wo werde ich mich denn jetzt ansässig machen? Frau von Biehlen? Mein Gott, Essen genug, aber ohne Gout, und der Mensch will nicht allein essen, er will genießen. Bey der Baroninn Frisch? Nein, dort sind die Braten immer verbrannt, und die hat nach Tisch den Kaffeh abgebracht, an den bin ich gewöhnt, das geht nicht. Nun für heute bin ich versorgt. Heute wird hier der Kehraus getanzt, und für morgen – mögen meine vielen Kunden sorgen. Kurz ein Mensch, wie ich bin, der sich schmiegt, biegt, den Mantel nach allen zwey und dreyßig Winden dreht, verdirbt nie. Ein Finanzrath der Damen ist ein ehrenvolles[173] Amt, und einträglich; jedes Steinchen, welches von Kopf, Hals, und den allerliebsten kleinen runden Fingerchen fällt, verliert sich in meine Tasche. Schade nur, daß mir so viele ins Handwerk pfuschen und wie ich, die Kanzley mit der Trödelbude vertauschen – Nun – das Amt nährt seinen Mann.


Ende des zweyten Acts.
[174]

Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neue Schauspiele. Band 2, Wien 1817, S. 172-175.
Lizenz:
Kategorien: