Fünfter Auftritt

[240] Waldberg. Grünau. Wolf. Baroninn. Nina. Emy.


BARONINN. Alles in Ordnung, Herr Sohn! Ich gebe Ihnen mit Freuden diesen Nahmen, welche von meinen Töchtern Sie auch wählen mögen, ich widersetze mich Ihrer Wahl nicht. Hier ist der Kranz! wo ist die Braut? Sie hält einen Myrthenkranz in der Hand.

WALDBERG. Einen Augenblick – ich habe mir die Freyheit genommen, Gäste zu laden; die ganze Gesellschaft von gestern ist schon in Ihren Prunkgemächern versammelt.

GRÜNAU leise. Bist du von Sinnen? was sollen die Gesichter?

WALDBERG laut. Ich brauche Zeugen meines Glücks – Zu Grünau leise. und bin der gekränkten Unschuld diese Genugthuung schuldig.

GRÜNAU. Ich verstehe.

BARONINN. Schalten Sie in meinem Hause nach Gefallen. Aber nun zur Sache! welche von meinen Töchtern –[240]

WALDBERG. Ich vermisse noch eine liebe Hausgenossinn, Madame Vernon.

BARONINN. Was soll die?

WALDBERG. Ihre Töchter lieben sie, es wäre also doch schicklich –

EMY UND NINA. O ja, Mama! wir bitten!

BARONINN. Es sey!

EMY läuft zur Thüre. Marie soll kommen! geschwinde!

BARONINN. Sie muß ohnehin das Brautkleid besorgen – aber, gemacht wird es nach meiner Angabe, denn sie kennt keine Blume, als das empfindsame Veilchen, oder das trauliche Vergißmeinnicht.

EMY zu Nina. Du, mir ist ganz bange!

NINA Mir auch.

EMY. Du bist die Braut!

NINA. Nein du!

WOLF der es gehört. Wenn sich zwey zanken, freut sich der Dritte.


Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neue Schauspiele. Band 2, Wien 1817, S. 240-241.
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