XLI.

[161] Hiermit war er wol auf freyen Fusse / doch nicht in voller Sicherheit. Er hatte in Eil sein bestes Reichthum an Jubelen und Ducatẽ zu sich gestakt: doch muste er vor allen rauschenden Blättern erschrecken / aus Beysorge / daß ein Verräther darhinter möchte verborgen seyn. Also schrieb er an seine Liebste kürtzlich zurücke / sie solte nur gedultig seyn / und wen sie von Haus und Hoff gejaget würde / solte sie bey einer bekandten Muhme in der Nachbarschafft verbleiben / biß GOtt bessere Zeiten und neue Mittel bescheren würde. Er eilte zu der bestimten Stadt zu / ward aber von der Nacht überfallen / daß er sich nach einer andern Herberge umsehen möchte. Nun begegnete jhm eine erbare Matron / welche[161] gleich mit jihrem Sohne auff dem Felde gewesen: dieselbe hatte ein artiges Rittergut im Besitz / und lebte mit jhren einzigen Sohne von funffzehn Jahren gar vergnugt. Und wie sie vernahm / daß er um sein Nachtlager bekümmert wäre / so war sie gantz willig jhm guten Rath zu schaffen. Ja so bald sie hörete / daß er von Gelehrten Sachen einziger massen professiion machte / wolte sie von jhm vernehmen / was mit jhrem Sohne anzufangen wäre / der vor etlichen Wochen seinen treufleißigen Præceptor verlohren hätte / unwissend wie sein Fleiß numehr solte fortgesetzt werden; da er sich / aus vielen Ursachen aus den Armen seiner Mutter nicht begeben könte. Crescenrio sahe die Gelegenheit an / wie schön er die Correspondenz mit seiner Liebsten so nahe würde unterhalten können / und erbot sich zu allen Diensten / wofern sie Ihm nur die Höfligkeit erweisen / und an statt des Salarii, weder nach seinem Stande forschẽ /[162] noch seine Anwesenheit jemanden zu wissen thun wolten: den er würde sich mehrentheils auff der Stube halten / und aus solchen Ursachen / die mit der Zeit heraus brechen könten / die Gesellschafft der Leute etwas beyseite setzen.

Quelle:
Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 161-163.
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