XLIII.

[163] Hiermit grieff er die Information mit sonderlicher Klugheit an / und je mehr der Knabe zu allen Künsten fähig war / desto grössere Lust befand er bey sich / diesem schönen Ingenio auff zu helffen. Es erwuchs von Tage zu Tage eine Liebe gegen diesen jungen Menschen / und die Gegenliebe war nicht geringer / daß sie auch selten einen Augenblick ohn einander zubringen kunten. Nur in dem eintzigen Stücke wolte sich Crescentio nicht gewinnen lassen / daß er seinen Nahmen gesagt / oder auch bey verfliessung eines Jahres einig Salarium begehrt hätte / sondern als jhm gleichsam mit gewalt etwas obtrudirt wurde / so bat er / sie solten jhm alles auffheben / er wolte schon bey vorfallender Bedürfftnüs solches aus jhrer Verwahrung abfodern. Immittels machte er sich mit einer vertrauten Bauer-Frau im Dorffe so bekandt / das sie mit seiner Liebsten die heimliche Correspondenz unterhielt / auch zu gewisser Zeit / unvermerckte Zusammenkunfften anstellete.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 163-164.
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