XXI.

[32] Zu den unerhörten Sachen wird auch dasselbe vornehmlich gezehlet / welches von unsern Landes-Gebrauchen in etwas abschreitet. [32] Angelus Politianus gedencket etlicher Völcker / da sich die Männer and Weiber statt in das Wochen-Bette legen: Der Jesuit Weberus schreibt der König in Monomotapa pflege niemahls zu niesen / das nicht die gantze Stadt über eine Meile hinaus auf jhre Sprache Profit sprechen müste: den die nechsten müsten solches mit hellem Halse ausruffen: welche es nun hörten / die schrien bey Lebens-Straffe nach / biß der Schall durch alle Gassen fortgepflantzet würde. Petrus della Valle ein Italiäner hat in den Morgenländern / sonderlich bey der Königin von Olala gemercket / das die Gemächer alle vierzehn Tage mit neuen grünen Kühmiste / der Gesundheit wegen / bestrichen werden. So ist aus den Americanischen Reisen bekand / daß bey den Völckern die nackend gehen / keine grössere Straffe vor[33] die Ehebrecher könne erdacht werden / als daß sie bey offentlichen Versamlungen jhr Corpus delicti mit einem Badeschürtzgen bedecken müssen. Den ob wol dergleichen Sachen eine Albertät bey sich führen / welche wir höhnisch verachten; so werden sie doch an den gedachten Orten mit vollẽ Ernste / und ohne alles Gelächter verrichtet; und daß wir uns darüber verwunden / solches geschieht darum / weil es vor unsern Ohren unerhört ist.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 32-34.
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