XLV.

[62] Es fehlet auch bey dem Medicis nicht an Fällen die sich mit keinem klugen Principiis rejmen wollen. Jener wuste daß Speck und Kohl einem Westpfälischen Schmiede vor das Fieber gut wäre: doch er hatte noch nicht erfahren / daß ein Niedersächsischer Schneider daran sterben muste. Und es ist[62] aus dem Martiali bekandt / das ein Medicus mit hundert Studenten einen Patienten besucht / und als sie nach einander mit jhren kalten Fäusten dem armen Menschen nach der Pulse gefühlet / jhme hierdurch das kalte Fieber zuwege bracht. Von denen Philosophis darff man nicht viel sagen: weil es in betrachtung der Scholastischē Grillen zu Antwerpen so weit kommen ist / daß der Nahme Philosophus vor eine Injurie angenommen wird. Und ich besinne mich auch auff eine Tragœdie vom Tamerlan da sich der Pickelhering vor einen Philosophum ausgeben muß: nicht als wen sich die rechten Philosophi dessen anzunehmen hätten / von welchen Plato sagt: Resp. tum fore felices, si Reges philosopharentur: sondern in betrachtung der ungereimten Dinge / welche unter dem Deckmantel der Philosophie begangen werden.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 62-63.
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