VII.

[15] In diese Classe gehören auch die Fantasten / welche aus ungeschickten / und alberen Redens-Arten / einen Possen erzwingen wollen / davor sich alle Welt in vollem Gelächter / wie die Soldaten mit jhrem Gewehren / præsentiren sol. Wenn sich jemand setzet / so heisset es / er hat die Wichtigkeit des Ober Leibes durch zuthuung des Mittelgestelles auf den breternen Eckstein verschraubet. Wen man isset / so hat man die Landstrasse der Beredsamkeit aus jhren Falten geschoben / und per posta einen verliebten Brieff in die Residenz des Obristē Hungers hinunter geschickt. Wen sich jemand zu Bette leget / so hat er in dem Schatten des Wollen weichen Federmarcktes / die unermäßlichen Wolthaten des Gänßlichen[16] Geschlechts in genaue Observanz ziehen wollen: und was sonsten vor rare Stückgen köntē abgemahlet werden / wofern sich jemand mit dieser Phraseologia bemühen wolte. Denn vor eins sind solche Reden allzuweitläufftig / und führen den Leser von dem Verstande des Werckes selber ab; vors andere sind sie von aller klugen Manier so weit abgesondert / daß sie unter den alten Scribenten keinen zu nennen wissen / welcher sich / nur zum Schertz / solcher Werckstücke bedienet hätte. Endlich siehet man daraus / wie desperat ein Schreiber seyn müsse / der in Mangel derer Realien solche Eitelkeiten ergreiffen / und alles / nicht nach der Sache / sondern nach den Zeilen und Blättern abtheilen wil.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 15-17.
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