[867] Von der Mater Paula Centuriona Carmeliter-Ordens erzählet, Andreas Alberti in Theopiste. cap. 18. daß sie aus Welsch- ins Teutschland nach Wien in Oesterreich reisend, einen gewissen Bedienten zum Reiß-Gefährten gehabt, dene sie nicht nur einmahl gleich einem teuflischen Gespenst abscheulich gesehen: schwartze Raben floderten um ihn, und bedeuten genug der Closter-Frau, in was für einem sündlichen Stand dieser Mensch seye. Sie weinet und klaget in ihrem Hertzen über ihne, fand auch keinen bessern Rath, als mit einem Brieflein ihn zur Beicht ermahnen: mit wenig aber kräftigen Worten schreibt sie ihm, er soll in sich gehen, was er etwann Ubels gestiftet habe, alles dem Vatter der Barmhertzigkeit abbitten, und alles dem Priester beichten. Sie reicht ihm dieses Brieflein zu Handen, welches er nicht nur gelesen, sondern zu Gemüth gefasset; bald mit allen erforderlichen Umständen gebeichtet, daß er darnach so viel mehr lieblich erschienen, so häßlich er zuvor angesehen worden. Also hat er den alten verteufleten Menschen abgezogen, und den neuen Chrisilichen angelegt, daß er gleich einem Engel worden.
Daraus erkennt man, was für ein Zierd der Beichtende anlegt: da heist es: Confessio & pulchritudo in conspectu ejus. Psalt. 95. Das Kleyd welches also in dem Bach der Zäher und im Blut des Lamms gewaschen, und gereiniget wird, wird weisser dann der Schnee, und die Seel wohlgestalter als Blumen. St. Augustin. fragt: wilst du holdseelig vor dem HErrn erscheinen? beichte und ziehe ab das befleckte Kleyd der Sünden. Der König David sagt nicht die Schönheit, und Bekanntnuß ist vor den Augen des HErrn, sondern bevor gehet die Bekanntnuß der Sünden, und darauf folget die schöne Holdseeligkeit. Du bist ungestalt, häßlich, beichte, auf daß du schön, holdseelig werdest. Liebest du die[867] Schönheit? so laß dir erstlich belieben die Bekanntnuß deiner Sünden, alsdann wird auch folgen die Schönheit. In Psalt. 95.