[891] P. Joannis Dilati, Societatis JESU.
GOtt sey Lob, ich hab verrichtet,
GOtt sey Danck, ich hab gebeicht;
Meine Boßheit ist vernichtet,
Ach! wie wird mein Hertz so leicht.
GOtt hat mir die Sünd vergeben,
Ey so thu ichs nimmermehr,
Jetzund will ich anderst leben,
Lieber GOtt zu deiner Ehr.
2.
Vatter Himmels und der Erden,
Ich war dein verlohrnes Kind;
War nicht werth gezählt zu werden,
Unter deinem Hof-Gesind;
Du von weiten brachst entgegen,
Deinen Vätterlichen Gruß;
Im Umgang hast mir gegeben
Dein gar süssen Frieden-Kuß.
3.
Vor dir bin ich gfallen nieder,
Hab bekennt viel üble Sprüng,
S'Unschuld-Kleyd gabst du mir wieder,
Samt dem neuen Gnaden-Ring,
Ja mich besser zu erheben,
Hast du nicht ein Kalb geschlacht,
Sondern JEsum selber geben,
Dessen Fleisch die Hochzeit macht.
4.
Als mich auf der Sünden-Strasse,
Höllen-Mörder fielen an,
Die halb tod mich liegen lassen,
Kommet mein Samaritan,
Wein und Oel giest in die Wunden,
Und mich auf sein Maul-Thier legt.
Uebergibt mich wohl verbunden,
Daß der Haus-Knecht meiner pflegt.
5.
Wie ein Schaaf war ich entwichen,
Aus des guten Hirten-Stall,
[892] Wölf und Löwen nach mir schlichen,
Suchten mich zum letzten Fall,
JEsus hört nicht auf zu lauffen,
Bis er einmahl mich erjagt,
Und zu seinem lieben Hauffen,
Mich auf seiner Achsel tragt.
6.
Mit der Salben seiner Gnaden,
Heylt er mir den bösen Grind,
Laß mich in dem Heyl-Brunnbaden,
Für den Aussatz meiner Sünd,
Durch das Blut das er vergossen,
Bin ich nun gesund und rein,
Um die Gnad, die ich genossen,
Will ich ewig danckbar seyn.
7.
An die grobe Laster-Ketten,
Ich vorhin geschmiedet war,
GOtt den Fall-Strick hat zertretten,
Mich entbunden der Gefahr,
Von dem wilden Höllen-Drachen,
Hat mich GOttes Lieb entzuckt,
Daß er mich mit seinem Rachen,
Nicht wie andre hat verschluckt.
8.
Wie viel tausend Engel waren,
Nur mit einer Sünd behaft,
Die doch keine Gnad erfahren,
Seynd zur Höllen abgeschaft,
Und ich, der ich mehr verschuldet,
Bin noch nicht hinab gestürtzt,
GOtt hat mich so lang geduldet,
Und die Buß-Zeit nicht verkürtzt.
9.
Wie viel tausend Seelen braten,
Die vom Leben abgeschift,
Und noch nicht so sehr gerathen,
In die Sünd, so ich gestift,
Gleichwohl bin ich noch auf Erden,
Und den Himmel hof ich noch:
Da sie doch gepeynigt werden,
Mit dem schwehren Höllen-Joch.
10.
O ihr Seelen, die von Banden,
Dieses Leibs GOtt abgelößt;
Die ihr euers überstanden,
Und nun ewig seyd getröst,
Danckt dem Heyland meinetwegen,
Daß ich noch zu Gnaden komm,
Und erlangt mir seinen Seegen,
Daß ich immer bleibe fromm.
11.
O ihr Engel, die ihr droben,
Euch der Sünder Buß erfreut,
Helft mir meinen Heyland loben,
[893] Der in Freud kehrt all sein Leyd.
Der mich nach der Sünd verschonet,
Der mich Krancken wieder heylt,
Der mich nach der Buß belohnet,
Und mit neuer Gnad betheilt.
12.
Lob und Ehr mit Hertz und Zungen,
Sey dem Vatter und dem Sohn,
Und dem heilgen Geist gesungen,
Einem GOtt im gleichen Thron.
Dessen Allmacht, Weißheit, Güte,
Mir allhie die Sünd vergeb,
Und hinführo mich behüte,
Biß ich ewig seelig leb.
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