Achtzehente Begebenheit.

Ein Verdammter giebt eine Prob von dem höllischen Gestanck.

[652] Zwenn von Adel hörten einstens einem Prediger zu, da er eben von der Höllen-Pein handelte. Nach der Predig überlegten sie mit einander, was sie erst gehört hatten. Einer verachtete, und verlachte diesen, seinem Beduncken nach allzu viel aufschneidenden Prediger, als der nur bloß sein Wohlredenheit zu zeigen, und dem Pöbel einen eitlen Schröcken einzujagen den Teufel also schwartz, und die Höllen also heiß machte. Der andere hingegen, als wäre dieses allein auf ihn, und seine Besserung geredt, [652] begunte denen Sachen nachzudencken, und damit nicht etwann dermahl einstens ihme solcher Jammer auf den Hals wachsen möchte, ernstlich zu sorgen. Diese heilsame Forcht nahme je länger, je mehr zu, bis er das sichere zu spielen, samt den Sünden durch ein rechtschaffene Beicht auch die Welt hinter den Rucken gelegt, und in einen geistlichen Stand eingetretten: Welches dann seinem Cameraden neue Materi zum Gelächter geben hat. Ueber ein Zeit hernach fallt der erste, der Verachter des göttlichen Worts in ein schwere Kranckheit, die von Tag zu Tag zunahme, bis endlich alle Hofnung zu genesen verschwunden. Unter anderen guten Freunden und Bekannten kame auch obgedachter Prediger: Tröstete den Krancken, sprache ihm zu, sich bereit und fertig zu halten, den weiten Weeg der Ewigkeit anzutretten, und führte ihm noch einmahl zur Gedächtnuß die Predigen von der Höllen, deren er einstens ein Zuhörer gewesen. Weilen aber der Krancke annoch auf seiner Meinung halsstärrig verharrete, als machte man aus der Sach zu viel, batte ihn der Prediger, er wolte ihm doch (wann es GOtt zuliesse) nach seinem Tod erscheinen, und eigentlich Bericht ertheilen, was es mit der Höllen für ein Beschaffenheit habe. Der Sterbende sagt zu, und halt es auch. Nicht lang hernach bey nächtlicher Weil stellt er sich dem Prediger für das Beth in gantz trauriger kläglicher Gestalt. Der Prediger richtete sich auf den Elenbogen auf, und fragte, wie es um ihn stehe. Gar übel, antwortete der Geist mit einem lauten Seufzer; gar übel: dann ich aus gerechten Urtheil GOttes ewig verdammt bin. Worauf der Prediger mit erschrockenem Hertzen weiters fragte, ob dann in der Wahrheit so grausame Peinen in der Höllen zu finden, als die Prediger machen? O, der du mich fragest, antwortete der Verstorbene, auch aller Menschen Zungen sammentlich können weder zählen die Menge, noch die Grösse der höllischen Peinen. Könte ich dessen ein Prob haben, fragte der Prediger. Gar wohl, antwortete das Gespenst, so fern es mir GOTT zulaßt. Begehrest du aber solchen Beweiß im sehen? Nein, sprach der Prediger; dann ich sonst von Natur gar forchtsam bin. Wilt du etwas von meinen Peinen empfinden? Versetzte das Gespenst hinwieder. Auch das nicht, antwortete der Prediger. Wilt du etwas davon verkosten; oder, was verlangst du? Fragte abermahl der Geist. Auch solches begehre ich nicht, sprach der Prediger; weilen ich ein gar blöden Magen hab; sondern mache, daß ich im Geruch etwas fühle. Hierauf breitete der Verdammte seinen Mantel aus, und verschwande. Und siehe da! ein so unleidentlicher Gestanck, und unbeschreiblicher Dampf bricht herfür, daß alle des Ordens Mönche darüber erwachet aufsprangen, im Closter herum zu lauffen, Jammer und Noth zu schreyen anfiengen, endlich auch gezwungen wurden, das Ort auf ein Zeit zu verlassen, damit [653] sie nicht etwann gar um das Leben kommen möchten. Wann nun eines eintzigen verdammter Leib einen so unerträglichen Gestanck von sich geben kan, was werden dann thun so viel tausend Millionen der verdammten Cörperen. Stanihurstus S.J. de 4. Novissimis.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 652-654.
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