Fünfte Begebenheit.

[442] Ein adelicher Jüngling ward vor seinem letzten End verzuckt, und für den Richter Stuhl Christi gestellt. Nachdem er aber wiederum zu sich selbsten kommen, erzählte er neben anderm auch folgendes: Wisset, daß es mit meiner Seelen-Heyl sehr gefährlich gestanden: aber die Gütigkeit Mariä ist mir zu Hülf kommen. Ich ward nemlich von dem höllischen Geist geführt für den strengen Richter. Da kamen dann auch andere Geister herbey, welche mich wegen allerhand Lastern anklagten, also, daß der oberste unter ihnen mich schon wolte in den Abgrund der Höllen mit sich führen. Als ich mich nun gantz verlassen sahe, und mich für verlohren hielte, da ist mir die Mutter der Barmhertzigkeit zu Hülf kommen; und nachdem sie sich mit ernstlichem Gesicht zu den höllischen Geistern gewendet, sprache sie: was habt ihr mit dieser Seel [442] zu thun, die mir so viel Jahr in meiner Bruderschaft gedient hat? packt euch alsobald fort, wohin ihr gehört. Auf diese Wort (gleich als vom Donner getroffen) nahmen die Geister die Flucht; der Jüngling aber ist seines Heyls versichert mit grossen Freuden aus dieser Welt verschieden.


Franc. Bencius S.J. in Annal.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 442-443.
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