2. Felix quem faciunt etc.

[285] Man sagt, dass es sich nicht gezieme,

Dass ich den eitlen Bembus rühme,

Der durch sein Thun und seine Tracht

Der Welt sich zum Gelächter macht;[285]

Der nie im rechten Wege stehet,

Als wenn er in der Irre gehet;1

Der immer Zeit und Ort vergisst,

Und eine Thorheit zweymahl büsst:

Doch lass' ich dieses mich nicht stören,

Soll man nicht seine Lehrer ehren?


Fußnoten

1 Als wenn er in der Irre gehet. Es giebt unterschiedliche eigensinnige und wunderliche Kautzen in der Welt, die in ihrem gantzen Wandel keinen Gebräuchen folge leisten wollen, und folgends nichts gescheutes thun, als wenn sie ihrem Wahn nach sich in etwas versehen. Es giebt auch andre, die, weil sie die Gebräuche unter Stands-Personen nicht wissen, aus Irrthum unterweilen denselben ein Gnügen thun. Ein Neuling der aus einer Gesellschaft zu Hofe unversehens ohne Abschied gegangen wäre, würde sich ohne Zweiffel einbilden, dass er einen grossen Fehler begangen habe; nicht wissende, dass wenn er denselben förmlich genommen, er von allen als ein Neuling würde ausgelachet sein.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 285-286.
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