6. Auff Abdolonimus den Gärtner

[251] Dem nichtes, hatt' er gleich nichts in Besitzung, fehlt',1

Herr über sich, der ward zum König auserwehlt:

Er pflantzte manche Bluhm, und war so unverdrossen,

Dass auch die Käysers-Krohn ihm über's Haubt geschossen,

Und hatte sich so offt bis auff den Grund gebückt,

Dass er der Bluhmen Bild in seinen Rock gedrückt.


Fußnoten

1 Dem Nichtes hat er gleich nichts in Besitzung fehl't. Ob gleich diese Worte Abdolonimus selbst gesprochen, Nihil habenti nihil defuit, wie Q. Curtius schreibt; so bin ich doch der Meinung, dass dieselbe kein Hausshalter, der nicht zugleich ein Ertz-Poete ist, begreiffen wird. Und mit diesem Anfang stimmet auch das Ubrige dieser Uberschrifft ein, als welches in solchen Spitz-Reden bestehet, die zwar die Italiäner Vivezze d'Ingenio nennen, und darinnen sehr vernarret sind; ich aber anitzo vor nichts als Flitter-Gold halte, welches unterweilen zwar einen besseren Schein als wahres Ducaten Gold von sich giebt, aber von weit minderm Wehrt ist.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 251.
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