26.

Wie Lewfrid seiner liebsten junckfrawen ein krom von Lißbona bringet und dem gantzen frawenzimmer jeder ein par hendtschůch, Florina aber sonderlich mit einem silbern mahelschloß begaben thůt.

[333] Lewfrid hat wenig rhů, biß er seine kräm ausgeben hat. Er nam die in ein schöne laden, gab die seines gesellen diener, fügten sich all drey für das frawenzimmer, liessen sich ansagen. Also wurden sie bald hineingelassen. Sie wurden von Angliana gar schon empfangen. Lewfrid sagt: ›Gnedige junckfraw, damit ewer gnad erkennen mag, das ich auch an die gedacht, darzů an ewer gnaden junckfrawen, hab ich meinem vermögen nach nit underlassen wollen, einer yeden insonderheyt etwas zů kramen, damit, so ewer gnad und deren frawenzimmer über kurtz oder lang verritten wirden, meiner auch nit vergessen.‹

Mit dem geredt schloß er uff sein laden. Zům ersten gab er Angliana der junckfrawen iren krom, das was ein schöne und gar köstliche gewirckte hauben, von gold und perlin geziert auff das schönest. Der junckfrawen Florina, welche der Angliana gantz geheim und vertrewt was, die hat er für die andren junckfrawen all bedacht, deren gab er ein köstliche schlappen und par hendtschůch samt einem silbrinen mahelschlößlin; den andren junckfrawen aber einander nach gab er nur hendtschůch. Soliches machet sie zům theil in argwon fallen, und meynten nicht anderst, dann Lewfrid wer in liebe gegen Florina entzündet; dann sie gar nit gedachten, das er Angliana und sie im holdtschafft tragen thet. Angliana zůforderst dancket Lewfriden gar frindtlich umb seine reiche schanckung, desgleich theten auch die andren junckfrawen. Keine aber under in allen wußt oder kund gedencken, was Lewfrid mit dem mahelschloß meynet; doch liessen sie es all hingon sonder Angliana und Florina, die gedachten ihm gar steiff nach.[334]

Als nun Lewfrid seine gaben außgetheilt hat, wolt er gescheiden sein. Angliana aber batt ihn zů beliben; dann sie wußt wol, das im ir vatter in das zimmer hat erlaubet. Darumb sagt sie: ›Lewfrid, mein lieber jüngling, ich bit euch, wöllend nit so eylens von uns scheiden, sonder mit uns ein wenig sprach halten. Sagend uns doch, wie gefallen euch die schönen junckfrawen zů Lisabona? Ir habt sie sicher wol mügen beschawen, dann ir gůte zeit darzů gehabt hand.‹

Lewfrid gantz schamrot vor der junckfrawen stund; dann er ir auff solche wort nit wußt zů antworten. Jedoch sagt er: ›Gnedige junckfraw, ewer gnad fragt mich, wie mir die züchtigen schönen frewlin und junckfrewlin gefallen haben zů Lißbona.‹ So sag ich auß rechtem ernsten hertzen, wo ich mein zeit hingeritten und gewandret bin, hab ich allwegen schöne züchtige junckfrawen und frawen funden; jedoch haben sie mir an einem ort mehr dann an dem andren gefallen, bin auch einer mehr dann allen andren günstig. Got wolt, ich ir mit meinem dienst gefellig sein möcht! Das wer mein gröste freud, so mich angon möcht in diser zergengklichen welt!

Nun stund Florina und Angliana sampt Lewfriden allein bei einander zů obrist in dem sal. Florina ir mahelschloß noch in den henden umbspiegelt, stetigs gedencken thet, was doch sollich schloß gemeynen solt. Angliana als ein gescheide junckfraw zů Florina saget: ›Wie gefalt dir, Florina, das malschloß? Was beduncket dich, das unser Lewfrid damit gemeynet hab, als er dich vor andren meinen junckfrawen damit begabt hat?‹ Antwort Florina: ›Das befrembd mich nit wenig, gnedige junckfraw; fürwar es macht mich gantz weitschweifender gedancken.‹ Lewfrid mit lachendem mund antwort und sprach: ›Mit erlaubniß zů reden, gnedige junckfraw, wil ich disen zweifel brechen, damit Florina ir gemüt nit weiter beschweren darff. Diß mahelschloß, edle junckfraw, hab ich euch in aller gůten meynung verehret, dieweil ich von meiner gnedigen junckfrawen spür und mercken kan, das sie euch in allen dingen vor andren iren junckfrawen vertrewet. Darumb hab ich euch diß mahelschloß gekrompt, damit ir solche vertrawte reden gar wol in ewer hertz verschliessen sollen.‹

Diser red ward die junckfraw Angliana züchtigklichen[335] lachen und sagt: ›Fürwar, Florina, du můst den schlüssel zů dem schloß in gůter hůt haben, damit dir nit etwan ein falscher klaffer darüber kumb und das verborgen auß deinem behalter neme.‹ Florina wol verstůnd, wie der jüngling die sach gemeynet, fasset die wort zů hertzen, nam ir auch endtlich für, alles das in still und geheim zů halten, so ir von Angliana vertrewt wird.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 333-336.
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