63.

Wie die hochzeit mit Angliana gehalten worden ist, was grossen freuden do fürgangen sey mit thurnieren und dantzen.

[424] Als nun diser span ist verricht worden, hat im der graff mit fleiß nachgedacht, wann er lenger mit seiner tochter hochzeit verziehen solt, möcht im etwan ein andrer herr auffsetzig und nach seinem leben stellen, hat also, sobald im müglich gewesen, alle ding, so darzů von nöten, zůgerüst. Er hat in allen seinen wälden unnd forsten befolhen zů jagen, das dann auch beschehen ist. Seine underthanen, und was vom adel gewesen, haben sich mit gantzem fleyß darzů geschicket, so das in wenig tagen seer vil wiltprecht zůsammenkummen ist an des graffen hoff. Auch haben sie seer vil gefügel von fasanten, haselhünern, felthienern, pfawen, urhanen und andren wiltpret dem graffen überschickt.

Als der tag der hochzeit kummen, seind die, so darzů geladen gewesen, mit hauffen und gantz kostlichen erschinen sampt frawen und junckfrawen. Da ward jeder nach seiner wirde und adel empfangen, und ward die hochzeit mit grosser herlickeit angefangen. Davon ich aber von kürtze wegen nicht schriben wil; dann hie ward anders nicht sunders gehandlet, das hie von nöten zů schreiben sey, allein ward kein kosten hie gespart. Der spieleüt und schalcksnarren was ein grosse summen, so sich zů diser hochzeit versamlet und zůgeschlagen hatten. Da wurden auch mancherley schawessen und hoffessen fürgetragen, von fleysch und fischen gar onzalbar richten. Nachdem aber zů jeder zeit der imbiß volbracht, wurden köstliche und zeirliche dentz gehalten. Darzu wurden vilerley ander kurtzweilen angerichtet, als mit turniren, rennen und stechen. Ringen, springen und ander vilerley ritterspil wurden getriben den schonen frawen und junckfrawen zů gefallen. Dise hochzeit weret etlich tag, das an keiner kurtzweil noch[425] freüden mangel gespirt ward. Das wöllend wir also genůgsam beschreiben unnd gesagt haben, ein jeder mag selb errichten, was für freüd und kurtzweil fürgangen sey.

Als sich nun die hochzeit geendet, für jederman wider zů hauß. Angliana und Lewfrid aber lebten gar freündtlich mit einander. Dann Angliana sich in kurtz hernach schwanger befand; davon gar grosse freud an dem gantzen hoff entstund, insonders bey Leuwfriden unnd dem alten graffen.

Als sich nun ein gůte zeit verloffen und Angliana gar nach das halbe zeil erreycht hatt, ist Lewfrid in gar grossen freuden gewesen und gar offt an seinen lieben vatter und můter gedacht, was grossen freuden sie haben wirden, wo in sein wolfart zů wissen kem. Derhalben trachtet er tag und nacht, wie er zůwegen bringen kundt, das er seinen eltern semlichs entbieten möcht, ist also mit seinem liebsten gesellen zů raht gangen. Do hatt im Walther bewilliget, eygner person heim zů reiten, damit im alles nach seinem willen möcht außgericht werden.

Also hatt sich Walther auffgemacht, den nechsten heimwartz geritten, inn wenig tagen sein vorgehaben reyß volnbracht. Do darff niemans fragen, was grossen freuden Erichen dem meyer und seinem weib zůgestanden sind, als sie vernomen hand, das ir son mit so grossem glück umbgeben gewesen ist. Nit minder hatt auch der kauffman, des Walters vatter, unnd sein weib freud gehabt, hatt ihm auch entlichen fürgenomen, Leuwfriden selb zů sůchen und zů besehen, wie dann auch gar kurtz hernach geschehen ist, wie ir nachmalens vernemmen werdet.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 424-426.
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