13.
Wie Philomena und Rosamunda zů iren allerliebsten jünglingen mit schönen blümlin und fatzanetlin wurffen, als die zwen jüngling auff dem lustplatz mit steynstossen und ander kurtzweil sich übten, dabei sye erst ir lieb gegen inen tragen erkanten.

[221] Nun handt ir gehört, wie Philomena die junckfraw vil und mancherley gedancken nach dem jüngling Gabriotto hat. Deßgleichen der jüngling nit mit minder schmertzen der junckfrawen halb beladen was, ihm auch täglichen nachsinnet, wie er sich in der junckfrawen dienst schicken, damit er ir huld nach seinem begeren erwerben möcht. Dann im noch nit gar kundt was, mit was liebe Philomena gen im entzündt was, wiewol er sein zům theil von der junckfrawen Rosamunda bericht was, nam im damit für, wie das er selb mit fleiß auff der junckfrawen sitten unnd geberdt acht haben wolt, als er auch thet, wie ihr nachgandts hören werdt.

Nit lang vergieng, der jüngling von all seiner kranckheyt genaß, wider zů seinen vermüglichen krefften kam. Demnach sich nit lang saumet, sich wider mit aller kurtzweil auff dem lustplatz dumlen thet, namlich mit dem ballen, springen, den steyn stossen etc. Des selben junckfraw Rosamunda bald wargenummen hat, zů stund irer junckfrawen Philomena das zů wissen thet. Die dann seer grosse freüd davon empfieng, sich sampt Rosamunda in ir gemach füget, in welchem sye nach allem irem willen auff den obgemelten platz sehen mocht. Des dann der jüngling sunderlichen warnam, sich vil mer dann vor an das ort füget sampt Reinharten, seinem liebsten und vertrewten gesellen, welcher zům theil von allem handel wissen trůg.

Nach dem unlang sichs an einem tag begab, das die beyden jüngling allein auff dem lustplatz ihr kurtzweil übten, in dem Philomena mit irer liebsten freündin auch an ihr gewonlich ort kummen waren. Als sye nun nyemandts dann die zwen jüngling sehen thetten, sye mit ettlichen wol schmackenden blümlin auff guldin schnier gebunden zů ihnen hinab wurffen, under andrem aber die junckfraw Philomena mit einem schönem unnd wol gemachen fatzanetlin den jüngling Gabriotten auff sein achsell warff, als er underhalb dem fenster die hinabgeworffnen blůmen auffgehaben hat.[222]

Ein solchs im ein gnugsame anzeygung der junckfrawen liebe geben thet; im fürnam, der junckfrawen on allen verzug zů schreiben unnd ihr sein hertz zů öffnen, wiewol er nit gedencken mocht, durch was mittel ers zůwegen bringen möcht. Als nin Gabriotto sampt seinem gesellen den ganz yetz gantz wol gelernet hatten, auch fürthin keins andren dings mer dann der zweyer junckfrawen zů red wurden, die junckfraw Rosamunda kundt auch ir liebe keinswegs mer vor Philomena verbergen; dann sye irs an allen weisen und geberden ansah. Des dann Philomena wol zů můt was, vermeynt, sye irer liebe dest baß ein genügen thůn möcht, als auch geschach, wie ir nachgandts wol bericht werden solt.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 1, Tübingen 1903, S. 221-223.
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