4.
Wie Roberto botschafft von Lisabona kam von seines vattern brůder, der was gar ein alter reicher kauffman.

[134] Dieweil sie noch also an dem tisch sitzen, essen und trincken, so kumpt ein bot von Lisabona an das hauß und klopffet[134] an. Man schlos im behend uff, fragt in, was seine geschefft werend; er zeigt an, wie er etlich brieff hett, so Roberto dem kauffman zůstünden. Das ward herr Roberten bald angesagt. Also bat er den wirt, das er verschaffen wolt, das der bott für ihn kem. Das ward eylends außgericht.

Als nůn der bott für ihn kam, empfieng ihn Robertus gar freundtlich, fragt in, von wannen har sein raiß gieng. ›Herr,‹ sagt der bot, ›ich kum von Lisabona ewerem vettern.‹ Gab im damit brieff. Der inhalt was, wie er, sein vetter, yetzund gar alt und schwach were, so hett er gar kein kind, und were im sein haußfraw mit tod abgangen; zůdem wißt er keinen verwanten mer dann in; wer sein beger, das er zů Antorff auff brechen wolt und zů im gehn Lisabona ziehen; wolt er ihm und seinen kindern alles, was er hett, übergeben und er bey im auß und eingehn und den tisch bey im haben. Sobald Robertus den brieff gelesen, ist im von stund an sein hertz und gemůt gehn Lisabona gestanden, wiewol er nit dergleichen thet noch sich gegen yemands mercken lies. Er befalh dem botten haim in sein hauß zů gohn, darinn seiner warten.

Alsbald nůn das mal vollendet worden, habend die gäst dem würdt gar freundtlichen danck gesaget, sind demnach von hoff geschaiden, yeder inn sein behausung gangen. Robertus hatt auch mit sundrem ernst haim geeylet.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 2, Tübingen 1903, S. 134-135.
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