27.

Von einem, der häring feil hat.

[34] Ein junger kauffman fůrt häring auß Brabant in das Oberlandt. Wie er aber seiner schantz nit wol warname, oder die häring sunst überfürt wurden, oder villicht mer acht hette zů schönen frauwen dann zů seinem handel, kan ich nit wissen, ja in summa, das er ein merckliche summa gelt auff dieselbig reyß verlorn hett, also das er schier nit wider heim zů hauß[34] dorfft kummen; unnd also in einem grossen trauren und unmůt zoch er zů fůß über feld heimwertz. Unnd auff der straß traff er ungeferd ein gar übel gemacht unnd ungestalt crucefix an, stůnd also ein wenig still, den herrgott anzůschauwen, sein ellend und verlust zů betrachten; zůletst spricht er auß einfalt oder auß grossem unmůt, den er hette: ›Ach, du lieber herrgott, wann du auch häring hettest feyl gehabt, so küntestu nicht wol übeler sehen.‹

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 34-35.
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