Dreyzehnter Auftritt.

[111] Die Markgräfin, die Vorigen.


DIE MARKGRÄFIN. Ich freue mich, euch bey einander zu finden, meine Kinder! Dein Bruder, meine theure Klementina, wird dir angekündigt haben, was wir für den Chevalier zu thun entschlossen sind. Er ist deiner würdig, Klementina; und so schwer es mir auch fallen wird, den Liebling meines Herzens aus meinen mütterlichen Armen zu lassen, so beruhigt, mich doch die Gewissheit, dass du durch den Mann, den dein Herz erwählt hat, so glücklich werden wirst, als man es in diesem Leben seyn kann.

KLEMENTINA umfasst ihrer Mutter Knie. O gnädige Mama, wie gütig sind Sie! und was für eine tiefe Empfindung habe ich von Ihrer und meines Vaters liebevoller Nachsicht! Wie soll ich jene ausdrücken? wie soll ich diese erwiedern? – Wie unwürdig würde ich der wiederkehrenden Vernunft seyn, wenn ich mich nicht bemühen würde, sie gänzlich zu Erfüllung[111] meiner Pflicht gegen Gott und Sie anzuwenden! – Aber erlauben Sie mir, ich bitte Sie, dass ich mich in mein Zimmer begebe, und einige Stunden ungestört bleibe. Ich habe nöthig, mich zu der Scene, die mir bevorsteht, vorzubereiten.


Sie begiebt sich eilfertig hinweg.


Quelle:
Christoph Martin Wieland: Sämmtliche Werke. Supplemente Band 5, Leipzig 1798, S. 111-112.
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Klementina von Porretta
C. M. Wielands sämtliche Werke: Supplement, Band V. Klementina von Porretta; Pandora; Die Bunkliade; Auszüge aus Jakob Forsters Reise um die Welt