Die Diplomaten.

[84] François de Thou, französischer Gesandte im Haag, begegnete in seinem Wagen dem spanischen Gesandten, Don Entevano de Gamarro, und schrie seinem Kutscher zu, dem Wagen des spanischen Don nicht auszuweichen. Daraus entstand zwischen den beiden Gesandten ein heftiger Streit, der auf der Straße nicht aufhörte, und nur durch die Dazwischenkunft der Generalstaaten beigelegt wurde.

Das waren die alten Herren, denn die Geschichte passirte im Jahr 1657. Dazumal stand die Diplomatie in ihrer Blüthe und der Haag war das Beet, wo sie am meisten ausschlug. Der Haag war der Focus der europäischen Diplomatie, wo alle ihre Fäden und Strahlen zusammenschossen. Von dieser Zeit, wo so viele Gesandte, Fremde, Abenteurer (Cagliostro, Casanova u.s.w.) näch dem Haag strömten und »der Marschall von Türenne,« so hieß das berühmteste Wirthshaus,[85] ein Taubenschlag der Fürsten, Grafen und Minister war, gibt der Haag gegenwärtig nur ein sehr schwaches Bild. Die Zeiten haben sich verändert, dsr Haag ist nicht mehr, was er war und auch die Diplomatie ist es nicht mehr.

Heinrich der vierte, mit dem das französische Volk kein Hühnchen zu pflücken hatte, weil dasselbe seine Hühnchen selbst pflückte und Sonntags in den Suppentopf warf, Heinrich der vierte gab dem Schach von Persien, der mit dem Sultan im Kriege lag, den Rath, eine schöne Frau als Botschafterin nach Constantinopel zu senden. Der Schach that, wie ihm gerathen und die Sache war eilig abgethan und der Schach hatte Frieden.

Wie, wenn unsere Könige dem Schach von Persien nachahmten, denn die Völker bedürfen keine accrédités auprès des Souverains, und zu ihren Botschaftern schöne Damen wählten. Ich wüßte gleich eine, die ich schicken würde, wenn ich König wäre, auch eine, die ich nicht schicken würde.

Ach, die männlichen Diplomaten machen nichts als Wirrwarr in Europa, und ich will lieber ganz von ihnen schweigen und nur die Londoner Conferenz für mich sprechen lassen.

Quelle:
Ludolf Wienbarg: Holland in den Jahren 1831 und 1832. Erster und Zweiter Theil, Hamburg 1833, S. 84-86.
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