[262] [262] Meinen Herren/ Herrn Eberhard Möllern/ des hohen Stifts zu Hamburg Duhm-Herrn und ältesten daselbst: wie auch Herrn Johansen Jakob Morianen/ uam.


Nim/ Edles Paar/ nim hin die Flammen meiner Jugend/

das blitzlen meiner blüht/ den sporen hoher tugend/

der mich trieb Himmel-an/ und riß den muntern Muht

aus staub und asche fort nach jener klaren gluht

selbst aus und über uns. Frau Fräue spielt hierinnen/

die feine Vene die/ die stärkste der Göttinnen/

der frohen fräuerei und liebe stifterin/

die Rohm von uns geraubt. Die Vene/ die den sinn

natürlich rege macht/ wil so ihr ziel erreichen.

Drauf sol die Geistliche durch-hin ein kreutze streichen

und tämmen die natur. Wann dieses wird geschehn/

wird Vene selbsten sich durch sich gekreutzigt sehn.

So steigt durch staffeln auf ein Geist/ der feuer fühlet/

und trift das augen-märk/ darnach er klüglich zielet/

zur wahren Himmels-burg. So steig' ich auch gemach

nach meinem zwekke zu/ ans klahre sternen-dach.

So schlägt in heisser brunst die keusche liebes-flamme

gespitzigt über sich/ als jener gluhten Amme;

und wil von Eurer gunst indes sein angeblikt/[263]

bis sie inkünftig mehr/ ja himmels-strahlen schikt/

die über-weltlich seind. Herr Möller/ dem zu ehren/

zu preiß und rühm sich lässt so mancher Dichter hören/

weil ihre süße kunst Er unvergleichlich liebt/

und aller Wissenschaft so milde günste giebt;

geruhet doch auch hier ein wenig gunst zu schenken

und ein geneugtes aug' auf diese Gluht zu lenken/

die dan viel glühender wird flammen/ als sie pflägt/

wan sich durch eure gunst ihr himmels-blitz bewägt.

Herr Morian/ der sich mit spiel- und singe-künsten

bei seiner muß' ergetzt/ und hält in milden günsten

der hohen Geister witz/ der wolle dieser Gluht

durch süßes seiten-spiel auch geben seel und muht/

wie er dan löblich pflegt. Dis sol mir sein ein zeuchen

der höchsten Freundesgunst. und dafür wil ich reichen

so manchen träuen dank/ so manches süße lied/

so manches zukker-wort/ das hin zur Nach-welt zieht/

und ewig bleiben sol mit ihrem hohen ruhme;

so lang in keuscher schahm die rohte rosen-bluhme

im liljen-bette glüht; so lang ein Sommer gläntzt;

so lang es herbsten wird; so lang es wintert/ lentzt:


ja so lange ich lebe

meiner Herren

dienstwilligster


Filip von Zesen.

Quelle:
Philipp von Zesen: Sämtliche Werke, 17 Bände, Band 1, Berlin/ New York 1970 ff., S. 262-264.
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