Dom. Cantate

[248] Dictum.


Es ist euch gut, daß ich hingehe, denn so ich nicht hingehe, kommt der Tröster nicht zu euch; So ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden.


Aria.


Mich kan kein Zweifel stöhren,

Auf dein Wort, Herr, zu hören,

Ich glaube, gehst du fort,

So kan ich mich getrösten,

Daß ich zu den Erlößten

Komm an gewünschten Port.


Dein Geist wird mich indessen schon regieren,

Daß ich, so lang ich hier die Wallfarth muß verführen,

Nicht von der rechten Bahne gleite;

Durch deinen Hingang kommt er ja zu mir,

Drum frag ich ängstlich: Ach ist er nicht schon hier?


[249] Dictum.


Wann aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten; Denn er wird nicht von ihm selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden / und was zukünfftig ist / wird er verkündigen.


Aria.


Was mein Hertz von mir begehrt /

Ach! das wird mir wohl gewährt.

Uberschütte mich mit Seegen,

Leite mich auf deinen Wegen,

Daß ich einst in Ewigkeit

Schaue deine Herrlichkeit.


Choral.


Der Geist, den Gott vom Himmel gibt, der leitet alles, was ihn liebt, auf wohlgebähnten Wegen, er setzt und richtet unsern Fuß, daß er nicht anders treten muß, als wo man find den Seegen.

Quelle:
Christiane Mariane von Ziegler: Versuch In Gebundener Schreib-Art, Leipzig 1728, S. 248-250.
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