Schertz-Gedichte

Bey einem Hochzeit-Geschencke

[345] Ich glaube, daß der Crantz sich schon zum Falle neigt,

Und da sie, liebste Braut, nun aus dem Bette steigt,

So wird sie doch der Klang der Klapper nicht erschrecken,

Wormit ich sie von Schlaff gesuchet aufzuwecken.

Dergleichen Haußrath wird ihr billig überbracht,

Wann künfftig im August ein kleiner Engel lacht,

Und der Herr Bräutigam hört auch nun auf zu klagen,

Das Hertze klopffte sonst, und tausend andre Plagen

Beschwerten seinen Leib, wie saß er nicht betrübt;

Nun aber, da er das erhält, was ihm geliebt,

So weiß er gar nichts mehr von Kranckheit, Pein und Schmertzen,

Man sieht ihn mit der Braut gesund und freudig schertzen.

Die nun vor seinen Leib der beste Medicus,

Wie weißlich hat er nicht gewehlet, heissen muß.[346]

Und wann sie täglich gleich vors Bette kommt gegangen,

Deswegen doch von ihm kein Jahr-Geld wird verlangen

Der Himmel, welcher euch das Band der Ehe weyht,

Gönn euch bey Bett und Tisch nichts als Vergnüglichkeit!

So wird, wenn jährlich was soll in der Wiegen liegen,

Die Kinder-Mutter einst von euch viel Sportuln kriegen.

Quelle:
Christiane Mariane von Ziegler: Versuch In Gebundener Schreib-Art, Leipzig 1728, S. 345-347.
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