Cantata

[211] Aria.


Ich kan lachen, weinen, schertzen,

Alles ist mir einerley.

Mein gesetzter Sinn kan sagen,

Vor den allergrösten Plagen

Hab ich weder Furcht noch Scheu.

Da Capo.


Ein unerschrockner Geist sieht gantz gelassen an,

Was ihm auch nur begegnen kan.

Begleitet ihn das Glück auf jeden Tritt und Schritt,

So nimmt er es gar gerne mit,

Doch wollen sich die Wetter thürmen

Und höchst erboßt auf seine Scheitel stürmen,

So reckt er auch mit unerschrocknen Sinn

Den Nacken hin.


[212] Aria.


Bey klar und heitern Himmel lachen,

Heist niederträchtig und gemein.

Doch Strahl und Keil nicht schüchtern weichen,

Muß bloß das Mahl- und Kennezeichen

Von edelmüthgen Seelen seyn.

Da Capo.

Quelle:
Christiane Mariane von Ziegler: Versuch In Gebundener Schreib-Art, Leipzig 1728, S. 211-213.
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