Cantata

[52] Aria.


Rache! Rache! will ich schreyen,

Dein Untergang soll mich erfreuen,

Blitz, Donner, Hagel, Keil und Bley,

Der schlage dich so gleich entzwey!

Geh Mammeluckin, geh, nach Orcus Schwefel-Grufft,

Die dich, Abtrünnige, nunmehr zur Strafe rufft.


So schrihe Seladon, als Schmertz

Und Kummer ihn halb rasend wolte machen,

Er dacht an ein und andre Sachen,

Es ruffte sein beleidigt Hertz

Gleich nach der Nemesis;

Allein indem er sich besann,

Was er in Zorn und Wuth gethan,

So fand er sich gar sehr betrogen,

Es war ein blosser Traum,[53]

Der ihn zur Eifersucht bewogen;

Drum gab er ihm nicht ferner Raum,

Und sprach: es ist nur Phantasey,

Belline liebet mich, und ist mir noch getreu;

Ich bitt ihr in Gedancken ab,

Was mir die Eifersucht eingab.


Aria.


Ich sterbe fast vor deinen Füßen,

Und will die Straffe gerne büßen,

Die ein verwegner Mund verdient,

Laß mich, mein Engel, nur noch wissen,

Ob ich dich darff von neuen küssen,

Und ob du völlig ausgesühnt.

Quelle:
Christiane Mariane von Ziegler: Versuch In Gebundener Schreib-Art, Leipzig 1728, S. 52-54.
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