Cantata

[64] Aria.


Ihr Thoren! ändert eure Sinnen,

Wie könt ihr doch was lieb gewinnen?

Ich lache der Liebe, sie heget nur Pein,

Sie suchet die Seelen,

Empfindlich zu quälen,

Drum soll die Freyheit gantz allein

Mein einiges Vergnügen seyn.


So strenge war das Hertz der schönen Livia,

Hier war gar kein Erbarmen da,

Sie lacht' und spottete der tollen Liebes-Flammen,

Die Grauß und Eckel hieß verdammen.

Indem sie noch so sprach,

So floh ihr Amor nach,

Er spannte, weil er ihr gewogen,

So schnell es möglich war, den Bogen?

Sie aber wurd ihn gleich gewahr,

Und merckte die Gefahr,[65]

Entflohe selbigen und sagt ihm noch ins Ohr,

Diß eilig vor:


Aria.


Cupido spahre deine Pfeile,

Du triffst mein Hertz wohl nimmermehr.

Such bey den andern dich zu üben,

Die deine Gauckel-Possen lieben,

Ich setze mich zur Gegenwehr.

Da Capo.

Quelle:
Christiane Mariane von Ziegler: Versuch In Gebundener Schreib-Art, Leipzig 1728, S. 64-66.
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