Kintu

[183] Kintu kam in dies Land und fand darin Raum für sich; aber er hatte nichts zu essen. Da ging er zu einer seiner Kühe, und ihre Streu diente ihm als Speise und ihr Wasser als Trank. Und so hielt er's Tag für Tag. Da sah er eines Tages Leute aus dem Himmel kommen und unter ihnen ein Weib mit Namen Nambi. Die Männer waren ihre Brüder, und sie sprach zu ihnen: »Seht den Mann dort! Woher ist er gekommen? Ich will ihn doch[183] fragen.« Sie rief ihn an: »He, du dort!« Und als er ihr antwortete, fragte sie ihn: »Solange wir hierher kommen, haben wir dich nicht gesehen, woher bist du denn gekommen?« Kintu antwortete ihr: »Ich weiß nicht, woher ich gekommen bin.« Da fragte ihn das Weib: »Was issest du? Ißt du nicht Mere.«2 Kintu antwortete: »Ich kenne Mere nicht, ich nähre mich von Kuhstreu.« Weiter fragte ihn das Weib: »Woher nimmst du das Wasser, welches du trinkst?« Kintu antwortete: »Ich kenne kein Wasser, sondern trinke das Wasser der Kuh.« Da sprach die Jungfrau Nambi zu ihren Brüdern:. »Kintu gefällt mir, ich liebe ihn und werde ihn heiraten.« Ihre Brüder sagten: »Weißt du auch, ob Kintu, den du liebst, wirklich ein Mensch ist?« Das Mädchen sprach: »Ich weiß, daß er ein Mensch ist; ein Tier baut keine Häuser, daran sehe ich, daß er ein Mensch ist.« Und zu Kintu sagte sie: »Kintu, ich liebe dich! Wohlan, ich will nach Hause gehen und meinem Vater sagen: ›Ich habe einen Mann gesehen, Kintu ist es, der lebt im Waldesdickicht, und ich liebe ihn und will ihn heiraten.‹« Und die Söhne des Himmels sprachen zu ihrem Vater: »Der Mensch, von dem Nambi redet, ißt kein Mere. Wir haben ihn gefragt, was er esse, und er antwortete uns: Ich esse Kuhstreu. Und wir haben ihn gefragt, was er trinke, und er antwortete: das Wasser der Kuh. Den will nun Nambi heiraten.« Der Himmel (Gott) sprach: »Wenn er das Mädchen auch liebt, so mag's drum sein; geht und stehlt ihm seine Kuh, dann werden[184] wir ihn schon zu sehen bekommen, wenn er nicht gestorben ist.«

Und die Söhne des Himmels gingen hin und raubten die Kuh des Kintu, während er schlief. Als er erwachte, suchte er sie überall, ohne sie zu finden, und sprach zu sich selber: »Wohin mag meine Kuh gekommen sein?« Als es dunkel wurde, hungerte ihn, da schälte er den Bäumen die Rinde ab und aß sie.

Das Mädchen saß bei ihrem Vater, als sie sah, wie ihre Brüder Kintus Kuh, die sie gestohlen hatten, herbeiführten. Da sprach sie zu ihren Brüdern: »Ach, nun habt ihr meinem Freunde Kintu die Kuh gestohlen, die ihm Speise und Trank gab. Was soll er nun essen? Was soll er trinken? Wird er nicht sterben? Wenn ihr ihn nicht liebt, so liebe ich ihn doch. Morgen will ich mich aufmachen und, wenn er nicht gestorben ist, werde ich bei ihm bleiben.«

So sprach sie und machte sich auf und kam auf die Erde und begegnete dem Kintu. Sie fragte ihn: »Freund Kintu, was hast du gegessen, seit man dir deine Kuh geraubt hat?« Kintu antwortete: »Liebe Freundin, ich habe Bäume gegessen.« »Kann man denn Bäume essen?« fragte sie. Er antwortete: »Was hätte ich sonst anfangen sollen, da ich nichts zu essen hatte?« Nambi sprach zu ihm: »Gut, komm, laß uns nach Hause gehen, damit du deine Kuh bekommst, sie werden sie dir schon geben.« Kintu war's zufrieden, und sie führte ihn zum Himmel. Als sie ankamen, erblickte Kintu viele Leute und viele Ochsen und Bananen und Hühner und Schafe und Ziegen und sonstige eßbare Dinge.[185]

Als die Söhne des Himmels die beiden erblickten, sprachen sie: »Kommt, laßt es uns dem Vater sagen!« Und sie sagten es ihrem Vater. Der Vater sprach: »Da er nun einmal hier ist, geht und sagt meinen Herren und Sklaven, sie sollen ein Haus ohne Thür für meinen Gast Kintu bauen.« Als sie damit fertig waren, streuten sie sorgfältig Stroh auf den Weg und Kintu ging hinein. Da befahl der Himmel seinen Leuten, sie sollten 10000 Töpfe voll Mere für den Gast kochen und ihm 100 Ochsen schlachten, damit er esse, und sie sollten ihm 1000 Kalabassen Bananenliqueur bringen. Wenn Kintu den Mere und das Fleisch und den Liqueur ausschlüge, so sei er nicht der echte Kintu, sondern ein Lügner und müsse sterben. Da nahmen sie den Mere und hoben das Haus unten hoch und brachten ihn vor Kintu und sprachen: »Gast Kintu, der Himmel hat uns befohlen, dir den Mere und das Fleisch und den Liqueur zu bringen. Wenn du diese Dinge verschmähst, so seist du nicht der echte Kintu, und er werde dir die Kuh, die du siehst, nicht geben, und auch seine Tochter Nambi, die du liebst, will er dir nicht geben, wenn du den Mere nicht issest. Wirst du aber mit dem Mere fertig, so wird er dir sowohl die Kuh wie auch seine Tochter geben.«

Kintu versetzte: »Ich lasse ihm danken, daß er mir Mere, Fleisch und Liqueur schenkt.« Darauf entfernten sich die Boten. Kintu dachte bei sich: »Wie soll ich's nun anfangen, den Mere, den sie gebracht haben, zu essen, ich, ein einzelner Mensch, 10000 Töpfe! Aber ich werde schon damit fertig werden.« Da fiel sein Blick auf eine große Grube in seinem Hause, und er rief aus: »Jetzt bin ich[186] gerettet!« Darauf machte er sich daran, den Mere und den Liqueur in die Grube zu schütten, bis sie angefüllt war. Darauf rief er die, welche den Mere gebracht haben, und sprach: »Holt die Körbe und Kalabassen!« Die Leute kamen und sagten: »Laßt uns ins Haus gehen und sehen, ob er mit dem Mere fertig geworden ist; wenn nicht, wollen wir ihn umbringen.« Ins Haus eingetreten, suchen sie überall und fragen den Kintu: »Wo hast du den Mere gelassen?« »Den habe ich gegessen,« versetzte er. Da sprachen sie: »Du bist wirklich Kintu!« Darauf schließen sie ihn ein und gehen davon, so daß Kintu wie ein Gefangener an's Haus gefesselt ist.

Zum Himmel zurückgekehrt, berichten sie ihm, daß Kintu alles aufgezehrt habe. Da sprach der Himmel zu ihnen: »Ihr lügt! Nehmt diese kupferne Axt und gebt sie Kintu, er soll Brennmaterial spalten. Ich feuere aber nicht mit Holz, sondern mit Steinen. Er soll mir bringen, was er findet! Aber Holz will ich nicht, sondern Felsstücke soll er mir bringen.« Die Männer brachten ihm die Axt und Kintu ging damit auf einen Felsen, betete und sprach: »Wie soll ich mit dieser Axt Felsen spalten, ohne daß sie zerschmettert wird?« Da sah er plötzlich, wie der Felsen sich von selbst spaltete. Er schnürte eine Last davon zusammen, brachte sie zum Himmel und sprach: »Hier bringe ich das Brennmaterial.« Da sprach der Himmel: »Meine Boten haben nicht gelogen. Sie haben recht, dieser Mann ist Kintu. Wie hast du's nur fertig gebracht, den Felsen zu spalten? Es ist fürwahr ein großes Wunder! Geh' jetzt nach Hause, und morgen in der Frühe komme wieder und suche deine Kuh!« Und Kintu kehrte nach Hause zurück.[187]

Darauf sagte der Himmel abermals zu seinen Leuten: »Sagt dem Kintu, er solle mir Wasser schöpfen. Ich trinke aber kein Quellwasser, sondern den Tau.« Sie brachten dem Kintu ein Gefäß und hießen ihn Tau schöpfen. Kintu ging in den Wald und wußte nicht, wie er's anstellen sollte, Tau zu schöpfen. Er stellte den Krug auf den Boden, und siehe alsbald war er voll Tau. Darauf setzte er ihn auf den Kopf und trug ihn zum Himmel und sprach: »Hier bringe ich das Trinkwasser.« Der Himmel versetzte: »Du hast ein großes Wunder vollbracht! Ihr alle, die ihr Rinder habt, führt sie her! Kintu hat gesagt, ihr hättet seine Kuh gestohlen, er soll sie unter eurem Vieh suchen und, wenn er sie findet, mit sich nehmen.«

Darauf führten sie alle ihre Rinder herbei, 10000 an der Zahl. Wie Kintu so dastand, kam die Hornisse herbeigeflogen und sprach zu ihm: »Gieb acht, wenn ich auffliege! Das Rind, auf das ich mich niederlasse, ist das deinige.« Kintu sah auf die Hornisse, aber sie wollte nicht auffliegen. Da sprach er zum Himmel: »Man treibe diese Rinder hinweg, das meinige ist nicht darunter.« Der Himmel ließ sie wegtreiben, und sie führten andere herbei. Auch diese mußten sie wieder fortführen. Endlich trieben sie 40000 herbei, und der Himmel sprach: »Nun werden wir sehen, ob er seine Kuh findet.« Kintu blickte auf die Hornisse. Diese erhob sich und flog einer Kuh auf den Rücken. Da versetzte Kintu der Kuh einen Schlag und sprach: »Das ist meine Kuh.« Die Hornisse aber flog wieder auf und setzte sich auf eine andere. Da sprach Kintu: »Auch diese gehört mir, denn die erste hat sie[188] geboren.« Und endlich setzte sich die Bremse auf ein Kalb, und auch dieses erklärte Kintu für sein Eigentum. Da lachte der Himmel und sprach: »Dieser Kintu ist ein Teufelskerl! Niemand kann ihn betrügen, er hat immer recht. Wohlan, man möge meine Tochter Nambi rufen!« Als sie erschienen war, sprach der Himmel: »Nambi, meine Tochter, die dich hergeführt hat, liebt dich. Wohlan denn, geht in deine Heimat auf die Erde. Der Bruder dieses Mädchens,« fuhr er fort, »ist der Tod. Augenblicklich ist er ausgegangen. Mache dich fort, ehe er zurückkommt. Wenn er dich hier antrifft, so darfst du das Mädchen nicht mit dir nehmen. Hier gebe ich dir ein Huhn, da es solche bei euch auf Erden nicht giebt. Und Nambi, dein Weib, möge einen Bananenstrauch, Bataten, Mais, Bohnen, Sesam, Linsen und Erbsen mitnehmen, damit ihr sie eßt. Nimm das Huhn und des Huhnes Nahrung!« Und er gab ihm die Hirse.

Kintu machte sich nun mit Nambi, seinem Weibe, auf den Weg. Unterwegs bemerken sie, daß sie die Nahrung des Huhnes vergessen haben. Und das Weib spricht zu Kintu: »Die Hirse für das Huhn ist zurückgeblieben.« Kintu versetzte: »Gut, ich werde umkehren und sie holen.« Sie bat ihn aber, er sollte nicht umkehren. »Jetzt ist der Tod wieder da; er ist grundböse, und wenn er dich sieht, so begleitet er dich. Er soll aber nicht zu uns kommen, denn er wird übel an uns handeln.« Aber Kintu bat, daß sie ihn gehen ließe, die Hirse zu holen, da sonst das Huhn Hungers sterben würde.

Kintu kehrte also wieder um und sprach zum Himmel:[189] »Freund, als ich unterwegs war, fiel mir ein, daß ich meine Hirse vergessen habe.« Da antwortete ihm der Himmel: »Ich sagte dir doch, du solltest nicht umkehren, wenn du etwas vergäßest. Wenn du nun den Tod triffst, der zurückgekommen ist, so giebt es Streit, und du darfst Nambi nicht mit dir nehmen. Was willst du denn nun holen?«

Der Tod sprach zum Himmel: »Dieser Kintu hat meine Schwester mitgenommen. Ich will auch mit ihm auf die Erde gehen, wohin er meine Schwester gebracht hat.« Der Himmel sprach: »Siehst du, Kintu, ich habe dir gleich gesagt, du solltest nicht zurückkehren. Nun, du hast es so gewollt, so soll denn der Tod mit dir ziehen.« Als Kintu auf der Erde ankam, fragte ihn sein Weib: »Wie willst du nun den Tod überwältigen? Habe ich dir nicht gleich gesagt, du solltest nicht umkehren, der Tod wäre zurückgekehrt, und du würdest ihm begegnen? Aber du wolltest nicht auf mich hören.« Kintu aber sprach: »Laß es gut sein, der Tod mag mit uns ziehen.«

So kamen sie denn in ihre Heimat auf der Erde, hier, in Magonga und wohnten daselbst.

Nambi bestellte den Acker. Sie begann eine Bananenstaude zu pflanzen, die Manyagalya genannt wurde und viele Früchte brachte. Und Kintu und Nambi bekamen zwei, drei Kinder. Da sprach der Tod zu seinem Schwager: »Gieb mir eins von deinen drei Kindern, damit es mir mein Essen koche!« Kintu weigerte sich dessen. Da drohte ihm der Tod: »Willst du mir nicht eins geben, so werde ich sie töten.« »Wieso willst du sie töten?« frug Kintu, »du lügst.« Und wieder verging eine Zeit,[190] Kintu und Nambi bekamen zahlreiche Kinder, und der Tod wohnte bei ihnen. Eines Tages sprach der Tod wieder zu Kintu: »Ich habe dich gebeten, daß du mir eines von deinen Kindern zur Bedienung gäbest; nun sind ihrer viele geworden, gieb mir meinen Teil, daß ich sie nehme!« Kintu aber weigerte sich und sprach: »Wie kann ich dir davon geben? Wenn die Söhne des Himmels kommen und ihre Enkel sehen wollen, was sollte ich ihnen sagen? Daß der Tod sie genommen habe?« Da versetzte der Tod: »Da du dich weigerst, mir die Kinder zu geben, so werde ich sie töten.«

Und Kintu sah die Kinder erkranken und täglich starben ihrer, große und kleine, so daß die Zahl der Toten sehr groß war. Sprach er zum Tode: »Du hast Böses gethan! Warum tötest du meine Kinder?« Der Tod antwortete: »Ich habe dich gebeten, mir von deinen Kindern etliche zur Bedienung zu geben, und du hast es verweigert.« »Nun, so werde ich zum Himmel gehen und ihm sagen, daß der Tod meine Kinder getötet hat,« versetzte Kintu.

Und er ging zum Himmel und klagte ihm sein Leid. Der aber machte ihm Vorwürfe und sprach: »Wärest du damals nicht umgekehrt, so würden deine Kinder nicht sterben. Doch wohlan, man rufe Kaikuzi, den Bruder des Todes. Geht mit diesem, damit er den Tod herbringe und deine Kinder nicht mehr sterben.« Kaikuzi und Kintu begeben sich nun in Kintus Wohnung, und Nambi begrüßt ihren Bruder und ruft: »Lieber Bruder, wie freue ich mich, daß du kommst. Der Tod läßt alle unsere Kinder sterben.«[191]

Kaikuzi ließ seinen Bruder, den Tod, zu sich rufen, und als sie sich begrüßt hatten, sprach er zu ihm: »Ich bin gekommen, dich zu holen, der Himmel läßt dich rufen.« Der Tod war bereit mitzugehen, wenn seine Schwester Nambi mitkäme. Kaikuzi aber sprach: »Nein, ich bin allein deinetwegen gekommen. Nambi wird hier bei Kintu bleiben, und sie werden Kinder bekommen, und diese sollen leben und nicht mehr sterben.«

Der Tod aber weigerte sich. Da fuhr ihn Kaikuzi an: »Wie, du, der jüngere Bruder, widersetzest dich dem älteren! Wohl, so werde ich dich fangen und mit Gewalt hinwegschleppen.« Er sprang auf und erfaßte den Tod; dieser aber erhob sich auch und sie rangen beide miteinander. Endlich entschlüpfte ihm der Tod und entwich in die Erde. Kaikuzi schrie: »Und wenn du dich in die Erde verkriechst, so werde ich dich herausholen.« Und er wühlte mit den Händen die Erde auf und zog ihn hervor und warf ihn zu Boden. Der Tod schlüpfte wieder in die Erde; wieder holte ihn Kaikuzi heraus und so mehrere Male. Endlich sprach Kaikuzi zu Kintu: »Noch kurze Zeit, so habe ich ihn gefangen, ich habe ihn müde gemacht. Nun, aber, Kintu, sage deinen Leuten, daß sie sich gut mit Brennholz und Wasser versehen, denn sie dürfen zwei Tage lang nicht ausgehen. Auch die Kinder lasse nicht auf die Wiese gehen, die Ziegen zu hüten, und wenn einer den Tod erblickt, soll er sich's nicht merken lassen (um ihn nicht zu verscheuchen).« Darauf steigt er wieder in die Erde hinab, um den Tod zu fangen. Der Tod aber kam bei Tanda aus der Erde heraus. Da waren Kinder auf der Wiese und spielten, und als sie[192] seiner ansichtig wurden, erhoben sie ein Geschrei. Schnell huschte der Tod wieder in die Erde. Kaikuzi hörte den Lärm, kam aus der Erde hervor, und als er die Kinder sah, frug er sie: »Habt ihr den Tod gesehen?« »Wir haben ihn gesehen,« antworteten die Kinder, »er ist dort in die Erde geschlüpft.« Da ward Kaikuzi zornig und sprach: »Kintu ist ein Narr! Ich hatte ihm doch gesagt, daß die Leute kein Geschrei machen sollten, wenn sie den Tod sähen, und auch die Kinder nicht. Da hat er nun die Kinder auf die Wiese geschickt, die Ziegen zu hüten, und als sie den Tod sahen, haben sie geschrieen. Wenig fehlte, so hätte ich ihn ergriffen. Die Kinder haben übel gethan! Hätten sie nicht geschrieen, so hätte ich ihn jetzt.« Und er ging zu Kintu und sprach: »Warum hast du die Kinder auf die Wiese geschickt, die Ziegen zu hüten? Sie haben den Tod verscheucht, als ich ihn schon fast ergriffen hatte. Nun ist er wieder in die Erde geschlüpft. Ich aber gehe nicht wieder in die Erde, um ihn zu suchen, ich bin's müde.«

Darauf versetzte Kintu: »Wenn du mit dem Tod nicht fertig werden kannst, so laß ihn und kehre zum Himmel zurück. Mag er die Menschen töten, sie werden doch immer zahlreicher werden, mehr, als er töten kann. Geh, Kaikuzi!«

Und Kaikuzi stieg wieder hinauf zum Himmel und erzählte ihm, daß der Tod nicht kommen wolle und daß es ihm nicht geglückt sei, ihn mit Gewalt zurückzuführen. »Kintu meint,« so fuhr er fort, »wenn der Tod die Menschen töten will, so mag er's thun; sie würden doch immer zahlreicher werden, und er wird nicht mit ihnen[193] zu Ende kommen.« »Daher,« sprach Kaikuzi, »bin ich zurückgekehrt und habe ihn auf der Erde gelassen.«

»Gut,« sprach der Himmel, »mag er unten bleiben! du aber, Kaikuzi, bleibe hier!«

2

Die gewöhnliche Speise.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Geschichten und Lieder der Afrikaner. Berlin: Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund, 1896, S. 183-194.
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