Der Esel, der Gold mistete.

[134] Dschuha nahm nun seinen Esel mit. Er steckte hierauf dem Esel sechs oder sieben Goldstücke in den Hintern, begab sich dann auf den Pferde- und Eselmarkt und bot den Esel zum Verkauf aus. Dann stieg er auf den Esel und stiess ihn in den Nacken; da blies der Esel seinen Wind, wobei die Goldstücke hinten herausfielen. Die Leute fragten Dschuha: »Dieser Esel mistet Goldstücke?« Man begann auf denselben zu bieten. Der Kauf fiel schliesslich drei Leuten zu, die kauften den Esel als Teilhaber. Dschuha verkaufte ihn jenen Leuten für zehntausend Piaster. Sie fragten: »Was frisst er denn?« Dschuha antwortete: »Kauft ihm grüne Gerste, belegt ihm ferner den Fussboden eines Zimmers mit Teppichen und legt die grüne Gerste für ihn in eine Ecke! Lasst ihn aber unangebunden!« Sie nahmen den Esel und breiteten für ihn Teppiche in einem Zimmer aus. Dschuha hatte ferner zu ihnen gesagt: »Wenn ihr morgen früh aufsteht, hat er euch sicher eine Metze voll Goldstücke gemistet!« Sie schlössen den Esel im Zimmer ein und wollten nach Hause. Da sahen sie einander an, und es hiess: »Bei wem wollen wir den Schlüssel lassen?« Einer riet: »Wir wollen ihn doch bei dem Gewürzkrämer dort lassen!« Sie trugen nun dem Gewürzkrämer auf: »Gieb den Schlüssel nur dann ab, wenn wir alle drei zusammen hierherkommen!« Jener erwiderte: »Recht so!« Am folgenden Morgen kamen sie wieder, holten den Schlüssel ab und begaben sich nach dem Gemache, wo sich der Esel befand. Der Esel hatte aber die grüne Gerste gefressen und die ganze Nacht gemistet. Man öffnete das Zimmer. Dem, der zuerst eintrat, schlug die übelriechende Luft des Mistes entgegen. Da ging er wieder hinaus und sprach zu seinen beiden Genossen: »Drinnen liegen Goldstücke in Masse umher! Aber sie riechen recht übel!« Der zweite trat ein und machte es wie der erste. Der dritte trat ein und rief: »Dschuha hat uns angeführt!« Sie begaben sich zu Dschuha und sprachen zu ihm: »Du hast aber doch behauptet, der Esel miste Goldstücke?« Da erwiderte Dschuha:[134] »Euch fehlt es am Verstände! Wo giebt es einen Esel auf der Welt, der Goldstücke mistete? Ich habe zu euch gesagt, er miste Goldstücke, um mir von euch ein Stück Geld zu verdienen!«

Quelle:
Stumme, Hans: Tunisische Märchen und Gedichte. Leipzig: Hinrich: 1893, S. 134-135.
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