Dreizehnte Erzählung.
([238] Cap. LXXX. bei Û p. 409. sq.)

Es war ein Gesetz zu Rom, daß jede Frau bei ihrer Reinigung einige Worte an die Kirchthüre zur Erbauung des Volkes schreiben mußte, dann durfte sie mit gehöriger Feierlichkeit nach Hause zurückkehren. Bei dieser Gelegenheit schrieb die Kaiserin daran: ich habe einen König, der die Menschheit regiert, die ganze Welt ist mein. Einige Zeit nachher kam eine Edelfrau, von vielen Spielleuten umgeben, um sich zu reinigen, und schrieb an die Thür: ich habe ein Kind an meiner Brust und meine Milch ist Wein, und damit begab sie sich nach Hause, um ein Fest anzustellen. Darüber ward die Kaiserin sehr erzürnt, ließ sie holen und zwei Schlangen herbeischaffen und zwang die Dame selbige zu säugen.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 238.
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