[127] 1. Aus Böhmen.
a) Als der Herr Jesus mit Petrus durch Böhmen zog, trat er in einen Hof ein, um sich eine Gabe zu erbitten. Allein die Bäuerin versteckte sich. Als die Wanderer niemand zu Hause fanden, kehrten sie um und gingen weiter. Die Bäuerin aber höhnte ihnen aus dem Fenster nach und rief: »Kuckuck, kuckuck!« Da sprach Petrus: »Herr, laß sie werden, was sie schreit!« »Es geschehe!« sagte Jesus, und die Bäuerin flog als Kuckuck davon und muß nun Kuckuck rufen bis auf den jüngsten Tag.
b) Als Christus einst an einem Bäckerladen vorüberging und vom Dufte des frischen Brotes angelockt seinen Jünger hineinsandte, um sich ein Brot zu erbitten, schlug es ihm der Bäcker ab, die Bäckersfrau aber, welche mit ihren sechs Töchtern von fern stand und es sah, nahm heimlich ein Brot und gab es dem Jünger. Dafür wurde sie mit ihren Töchtern unter die Sterne versetzt, der Bäcker aber in den Kuckuck verwandelt, und solange dieser ruft, ist das Siebengestirn sichtbar.
2. Aus Mähren. Märchen aus dem Bossacer Tal im Comitat Trentschin:
Der Bäuerin, bei der Jesus zu Gast war, wuchs das Brot im Backofen; sie wollte den groß angewachsenen Laib Brot Jesus nicht gönnen, sondern riß immer ein Stück ab, und weil sie hierbei immer in den Backofen hineinguckte (kukala), wurde sie in einen Kuckuck verwandelt (kukačka).
3. Aus Polen.
Der Herr Jesus wollte ausruhen und näherte sich mit den hl. Aposteln Peter und Paul einer Hütte, die am Wege lag. Ein Mädchen saß davor, das flüchtete beim Anblick der Unbekannten in die Stube, sprang in die Ofenhölle und verhöhnte die Reisenden, indem sie rief: »Kuck! Kuck! Kuck!« Da sprach Jesus: »Mädchen, wenn du ein Kuckuck sein willst, so flieg in die Wälder!« Und sofort flog das Mädchen in Gestalt eines Kuckucks durch das offene Fenster. Von diesem stammen alle anderen Kuckucke ab. Zum Zeichen dafür, daß der Kuckuck aus einer reinen Jungfrau entstanden ist, brütet er nicht selbst seine Eier, sondern legt sie in die Nester anderer Vögel.