XVII. Christus und der Teufel.

[232] Niederländische Sagen.


a) Als Christus am Kreuze hing, wollte sich der Teufel oben auf das Kreuz setzen, weil er meinte, daß er den Herrn überwunden hätte. Aber Christus befahl ihm, sich im Schilfrohr zu verbergen. Der Teufel mußte gehorchen, doch aus Wut biß er in alle Schilfblätter. Die Spuren sieht man noch heute.

Var.: Die Bisse rühren von dem Esel her, auf dem der Teufel am Schilfe entlang ritt.


  • Literatur: Aus der Provinz Groningen. Volkskunde 15, 115.

b) Christus befiehlt dem Teufel, der sich oben auf das Kreuz setzen will, sich in den Kopf der Steinbinsen zu verbergen. Der Teufel muß tun, was der Herr sagt. Seitdem hat die Spitze der Binse eine Farbe, als wenn sie im Feuer gelegen hätte.


  • Literatur: Joos, Vertelsels 1, Nr. 19.

c) Der Heiland war für die Menschen am Kreuze gestorben. Der Teufel war böse, sehr böse, denn er dachte: nun werden alle Menschen in den Himmel kommen. »Nein,« sagte er, »so soll es nicht werden. Ich will die Erde und die Menschen durch den Donner schrecken.« »Böser Satan,« antwortete Gott, »ehe du donnerst, will ich mein Feuer aus dem Himmel senden, um die Men schen zu warnen. Sie sollen sich bekreuzigen, und du sollst keine Macht haben.« Darum bekreuzigen die Menschen sich noch heute beim Blitz und fürchten den Donner nicht, so sehr er auch dröhnt.


  • Literatur: Joos, Vertelsels 2, 110, Nr. 24.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 232.
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