A. Der Schopf.

[18] 1. Aus Annam.


Der weiße Schopf der Gänse ist das Trauerzeichen, das sie beim Tode eines Mannes anlegten, der die Sprache der Tiere verstand und es verhütet hatte, daß die Gänse zu Ehren seines Besuches geschlachtet wurden.


  • Literatur: Nach Landes, Contes annamites S. 165 f.

2. Aus Indien.


a) Die Wiedehopfe werden wegen ihrer Goldkronen verfolgt und erbitten sich von Salomo Federkronen.


  • Literatur: Indian Antiquary 2, 229, wo es heißt, die Sage sei spanisch. Doch ist sie muslimisch und durch Mauren nach Spanien gebracht. Vgl. Natursagen 1, 325 ff.

b) Der Specht war in früherer Geburt ein Râja und hat seine Krone noch behalten.


  • Literatur: Crooke, Pop. Religion and Folkl. of North India 2, 251.

3. Aus Rumänien.


Eine Frau verlor ihren Mann; sie durchwanderte die Welt, um ihn zu suchen, und kam zunächst zur Sânta-Joie (heiliger Donnerstag), die über den dritten Teil der Vögel herrschte. Die Frau fragte, ob sie nicht wüßte, wo ihr Mann wäre. Da rief die S.J. alle ihre Vögel zusammen, aber keiner wußte Auskunft zu geben.

Dann kam die Frau zur Sânta-Sâmbată (heil. Sonnabend), die über die Hälfte der Vögel herrschte. Auch hier erfuhr sie nichts.

Schließlich kam sie zur Sânta-Duminică (heil. Sonntag), der Herrscherin über alle Vögel. Diese berief ihre Untertanen, und es fand sich ein Vogel, der den Aufenthaltsort des Mannes kannte: die Lerche. Santa-Duminică befahl ihr, die Frau dorthin zu tragen.

Die Lerche ließ die Frau auf ihren Rücken steigen und flog fort.

Sie kamen auch an einen Berg von Kristall, und die Lerche ließ ihre Füße[18] beschlagen, aber die Trau klammerte sich, an das Kopfhaar der Lerche, um nicht zu fallen, und seitdem hat diese Lerche einen Schopf und heißt Haubenlerche.


  • Literatur: Marianu, Ornitologia 1, 336 = Revue des trad. pop. 8, 596.

4. Sage der Ojibbewa.


a) Nanabush (Nanibozhu) geht am Ufer eines verzauberten Sees und sieht etwas auf dem Wasser. Für die Auskunft, was es sei [ein Teil seines getöteten Bruders], bekommt der Eisvogel einen Federbusch auf den Kopf, und es wird ihm die Brust mit glänzenden Farben bemalt.


  • Literatur: Journ. of Am. Folklore 4, 201, vgl. 197.

b) Die Ojibway-Indianer sagen, Manabozho habe dem Eisvogel einst eine Medaille für nützliche Nachricht gegeben. Durch Sträuben der Kopffedern sei der Vogel der Gefahr entgangen, daß der Gott ihm bei dieser Belohnung den Kopf umdrehte.


  • Literatur: Swainson, British Birds S. 105 = Schoolcraft, Algic Researches 2, 225.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 18-19.
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