[271] Eine auffallende Erscheinung unter den Tieren sind die Sucher. Hühner, die ihre Nahrung am Boden erlesen, Reiher und Storch, die am Rande der Gewässer auf Beute lauern, Raubvögel, die in den Lüften kreisen, um dann jäh wie der Blitz herabzustoßen, der klopfende Specht, der tauchende Tümmler, und unter den Wühlern der Maulwurf und das Schwein – sie alle fesseln die Phantasie des Beobachters. Es liegt etwas Menschliches in diesem zweckbewußten Eifer, dieser unablässigen Emsigkeit. So sucht auch der Mensch, wenn er etwas verloren hat. Ruhelos müht er sich ab, es quält ihn der Wunsch, zu dem Seinigen zu gelangen. Solche Erfahrungen werden beim Anblick der suchenden Tiere wieder lebendig, und auf einmal entsteht der poetische Gedanke: diese Wühler und Scharrer, diese Taucher und Späher, suchen nach einer verlorenen Sache, und das Suchen wird dauern bis ans Ende der Welt. Nie werden die Tümmler Salomos Ring im Meer auffinden (2, 331), nie wird der Wasserspecht die Arche Noahs wiedersehen, aus der er entflohen war (1, 286).
Solche Deutungen sind reizvoll und darum gern er zählt worden. Ein Märchen, in das das Suchmotiv ursprünglich gar nicht gehört, hat durch dessen Eindringen eine besondere Wendung erhalten. Es erklärt, warum die Schweine im Erdboden wühlen, während die Urform und eine große Anzahl verschiedener Fassungen einen ganz anderen Verlauf zeigen.