[9] 3. Kruzimugeli.

Es war einmal ein König, der wünschte sich zu verheiraten, aber er hatte beschlossen, keine andre zur Gemahlin zu nehmen, als eine, welche pechschwarzes Haar und eben solche Augen habe; ob von hoher oder niederer Herkunft, das galt ihm gleich. Er ließ daher eine Aufforderung im ganzen Lande ergehen, es sollten sich alle Mädchen, mit den oben angegebenen Eigenschaften, bei ihm einfinden.

Es meldeten sich wohl viele, aber bei einigen erreichte die Schwärze nicht den vom Könige gewünschten Grad, bei andern war das Haar falsch, kurz, es war an jeder etwas auszusetzen.

Es kam nun ein Köhler mit seiner Tochter des Weges, und als diese den Menschenandrang vor des Königs Burg bemerkte, fragte sie ihren Vater, was das bedeute. Dieser sagte ihr nun, daß sich der König mit einer vermählen wolle, welche schwarzes Haar und schwarze Augen habe, daß sich aber keine finde, die dieß besitze, wie der König es verlange.

Die Köhlerstochter hatte beides. Sie sagte deshalb zu ihren Vater: »Derf i a hingehn?« Er aber erwiederte: »Mir scheint, du bist so dumm, daßt glaubst der König nimmt di als Frau.« Sie sagte ihm aber, daß sie nur hingehen wolle, um sich im Schlosse ein wenig umzusehen. Es ward ihr erlaubt, und sie ging hin. Unterwegs begegnete ihr ein kleines Männlein, welches ihr zurief: »No Dirndl, was gibst ma denn, wannst Kenigin wirst?« »Jo, mei Monerl, wos kann i denn[9] dir geben, i hob jo nix« war ihre Antwort. Nun begann das Männlein wieder: »Du wirst Kenigin wern, aber du muaßt nach drei Jahren no wissen, daß i Kruzimugeli haß, wannst dos nit waßt, so bist mei.« »No, wannst nit mehr wüllst, dos wir i ma scho merken«, erwiederte das Köhlermädchen und lief dann zur Burg, ohne sich um das Männlein zu kümmern, welches sich vergnügt die Hände rieb und ihr nachschaute.

Als der König das Köhlermädchen erblickte, beschloß er gleich, sie zur Frau zu nehmen, denn ihr Haar glänzte und ihre Augen funkelten vor Schwärze. Sie heiratete nun den König und lebte recht glücklich mit ihm. In ihrem Glücke hätte sie beinahe nicht bemerkt, daß die drei Jahre schon zu Ende gingen, und, o Schrecken, sie hatte den Namen jenes Männleins vergessen. Von jetzt an war sie immer traurig und weinte den ganzen Tag. Der König, der sie sehr liebte ließ zu ihrer Erheiterung Feste veranstalten, aber alles war umsonst. Fragte er sie, warum sie so traurig sei, so sagte sie immer, sie könne es ihm nicht sagen.

Eines Tages ging der Burgförster in den Wald, um einiges Wild für die königliche Tafel zu holen. Als er tiefer in den Wald kam, sah er ein Männlein, welches ein Feuer angemacht hatte, mit boshafter Freude darüber sprang und immer sang:


»Wie guat is, daß d'jung Kenigin nit waß,

Daß i Kruzimugeli haß.«


Der Jäger hörte dieses und ging nach Hause. Er begegnete der Königin gerade im Schloßgarten, in welchem sie, in Trauer versunken, spazieren ging. Gleich erzählte er ihr von dem Vorfalle im Walde, und als sie den Namen Kruzimugeli hörte, war sie fast außer sich vor Freude, denn der nächste Tag war schon der letzte des dritten Jahres,[10] und das Männlein mußte nun kommen, um die Königin nach seinem Namen zu fragen.

Den nächsten Tag kam wirklich das Männlein und fragte die Königin: »No, Frau Kenigin, wissens no mein Nom, se derfen aber nur dreimal rathen, wann Sie's do nit treffen, so g'herns mei.« Die Königin antwortete: »No, mir scheint, Steffel haß't.« Als dieß das Mannl hörte, sprang er vor Freude in die Luft und schrie aus Leibeskräften: »Nit troffa!« Die Königin sagte dann: »No so haß't holt Veitl.« Wieder machte das Männlein einen Sprung und schrie abermals: »Nit troffa!« Jetzt sagte die Königin ganz gelassen: »Na so haß't holt Kruzimugeli.« Als das Männlein dieß hörte, sprang es ohne Antwort zornbrüllend durch die Mauer in's Freie. Alle Bemühungen, das Loch, welches in der Mauer entstanden war, zu vermachen, blieb fruchtlos.

Die Königin aber und ihr Gemahl lebten noch lange froh und glücklich.[11]

Quelle:
Vernaleken, Theodor: Kinder- und Hausmärchen dem Volke treu nacherzählt. 3.Auflage, Wien/Leipzig, 1896 (Nachdruck Hildesheim: Olms, 1980), S. 9-12.
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