Die zehn Verkehrtheiten thörichter Frauen.

[257] 1. Thörichte Frauen begegnen ihren Schwiegereltern und ihren Ehemännern im eigenen Hause mit wenig Achtung.

2. Sie sind aber sehr fromm, gehen in die Tempel und opfern Weihrauch.

3. Sie halten hartnäckig an ihren unvernünftigen Meinungen fest, und nur mit Gewalt kann man sie zu etwas Vernünftigem zwingen.

4. Wenn sie selbst kinderlos sind, so beneiden sie Beischläferinnen und Mägde, welche Mütter sind, um ihre Kinder.

5. Sie sind eifersüchtig, widersprechen gern in allen Dingen, fluchen und schelten die Leute.

6. Sie knausern im Kleinen und verschwenden im Grossen.

7. Sie fasten und beten zu Buddha, bezeigen Pfaffen aller Farben und Kutten viel Ehrerbietung.

8. Solche Frauen halten Erbauungsstunden in den[257] Tempeln und verbringen dort wohl ganze Tage mit dem Hersagen von Gebeten und der Wiederholung der Formel Omito fu – d.i. Amida Buddha am Rosenkranz, oder mit Anhören von Messen. Dagegen prügeln sie ihre Sklaven und Sklavinnen und töten lebendige Geschöpfe ohne alle Schonung.

9. Haben sie Kinder, so erziehen sie dieselben nicht streng, sondern verziehen und verzärteln sie, und geben ihnen dadurch Veranlassung zum Hochmut und zu einem schändlichen Betragen.

10. Sie sind sehr bemüht, sich kleine Gemächlichkeiten zu verschaffen; freuen sich aber der Dinge nicht, welche grossen Vorteil bringen. Ihre erwachsenen Kinder lieben sie nicht, sondern ziehen die Unmündigen vor. Während sie den Menschen Glauben versagen, glauben sie an Dämonen.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 257-258.
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