2.

[61] Silbern ist des Mondes Scheibe,

Frostig ist die klare Luft;

Tag und Nacht vermählen eben

Sich in zartem Dämm'rungsduft.


Wilder Schwan,A1 du ziehst vereinsamt

Hin am blauen Firmament.

Hör' die Botschaft, die ich grüssend

Meiner Herzgeliebten send'.


Triffst du sie einst in der Ferne,

Sag' ihr, die ich stets geliebt,

Dass die lange, lange Trennung

Mich bis in den Tod betrübt.


Und der Schwan, er flieht von dannen

Ruft mir aus der Ferne zu:

»Gerne will ich daran denken,

– Wenn ich's nicht vergessen thu.«


Fußnoten

A1 Im Original: Wilde Gans.


Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 61.
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