Özbegische Sprichwörter.[119] 75

Der an zwei Schiffe sich anhält, ertrinkt gewiss. Wenn der Arme einmal satt ist, so ist er schon ein halber Baj (reicher Mann).

Schande ist ärger als der Tod.[119]

Nach dem Mizom (Herbstäquinoctium) kommt kein Sommer mehr, nach Noruz (Frühlingsäquinoctium) kein Winter. (Vorbei ist Vorbei!)

Der Kluge stösst an einen und denselben Stein nicht zweimal an.

Die zu viel schmeichelnde Zunge leckt bald Wunden auf.

So wie du auf die Welt gekommen, so trittst du auch aus der Welt.

Was den Freund weinen macht, macht den Feind lachen.

Der die Sperlinge fürchtet, wird nie Hirse säen.

Wenn der Esel leicht belastet ist, bekommt er Lust, sich niederzulegen.

Dessen Herz voll ist, dem wird bald die Zunge lose.

Wer schnell spricht, der wird schnell bereuen.

Die Mauer hat auch Ohren.

Was ist härter, der Kopf oder der Stein? Ersterer muss nachgeben, denn er wird im Kampfe unterliegen.

Wenn das Kameel Gras haben will, muss es seinen Hals (darnach) ausstrecken.

Besser eine lebendige Maus, als ein toter Löwe.

Den Gott geschlagen hat, den stösst der Prophet mit seinem Stabe.

Einer (sagt) neunzehn, der andere eins weniger als zwanzig.

Was mit der Milch eindringt, geht mit der Seele heraus. (Jung gewohnte Fehler verschwinden nur mit dem Tode.)

Das Schaf, welches sich von der Herde getrennt, wird vom Wolfe zerrissen.

Schürze dein Kleid (Saum) nicht auf, bevor du das Wasser siehst.

Ich glaubte dem Geliebten und blieb unverheiratet.

Der hungrige Bär tanzt nicht.

Ein grosser Kopf hat grosse Sorgen.

Dem guten Pferde genügt eine Peitsche, – dem schlechten Pferde kaum tausende.[120]

Besser ein kluger Feind, als ein dummer Freund.

Den das Trinken nicht sättigt, der wird durch das Lecken gewiss nicht satt.

Schöne Hoffnung ist halbes Glück.

Von den Kindern verlange Nachricht. (Kinder und Narren pflegen die Wahrheit zu sagen.)

Den reichen Mann fürchtet selbst das Unglück. (Denn es wagt ihn nicht heimzusuchen.)

Thue Gutes und wirf es in den Fluss, der Fisch sieht es schon; und sollte der Fisch es nicht finden, Gott sieht es schon.

Wenn die Hand alles geben möchte, was die Zunge verspricht, da gebe es bald keine Bettler, Jedermann wäre Fürst.

Zwei Mollah76 machen einen Mann aus, ein Mollah aber bloss ein Weib.

Wer Honig erfasst, leckt sich die Finger ab. (Wem ein ergiebiger Dienst anvertraut ist, pflegt seiner selbst nie zu vergessen.)

Zur eiligen Arbeit pflegt der Teufel sich zu gesellen. (Übereilung ist oft von Unglück begleitet.)

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 119-121.
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