Nevai.

[93] Fern der Teuern gleicht das Herze

Einem Lande ohne König;

Und ein Land, dem fehlt der König,

Ist ein Körper ohne Seele.


Sagt, was nützt der unbeseelte

Körper euch, o Muselmannen?

Denn er ist wie schwarze Erde,

Welcher fehlen duft'ge Rosen.


Schwarze Erde, welche schmücken

Keine dufterfüllten Rosen;

Ist der finstern Nacht vergleichbar

Ohne strahlend Licht der Monde.


Eine finstre Nacht, die keine

Mondesstrahlen hat zu eigen,

Gleicht der Finsternis, der jede

Frische Lebensquelle mangelt.


Und die Finsternis, die ohne

Lebensquelle ist, gleicht wieder

Ganz der Hölle ohne frische

Duft'ge Paradiesesfluren.
[93]

O Nevai, da die Teuern

Dir so viele Qualen machen.

Ist's gewiss, dass Trennung Schmerzen,

Wiedersehen nicht Hilfe bringet.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 93-94.
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