Lied.

[190] Ailhan ist der Liebsten Name,

Für sie ist entbrannt die Seele,

Du bereite mir nicht Schmerzen,

Bist so herrlich, du mein Liebchen!


Hab ein Haus auf Bergesgipfel,

Dort ist Dürmän, die Kalmückin,

Wie kann von dem neuen Liebchen

Jene Dürmän mich wohl trennen?


Zwei Geliebte hab ich jetzo,

Sehnsucht treibt mich, sie zu sehen,

Als ich trunken umgefallen,

Schaut sie, stützend mir das Haupt.


O Geliebte! ist dein Sinn

Denn wie eine Persermütze?

Spielten doch, als klein wir waren,

Haben jetzt zum Spiel kein Geld wir?


Sieh das Kind des Käkänäk

Sitzt auf gold'nem Nest;

Es erkennt mein Lieb mich nicht,

In dem alten Pelze jetzt.


Hohen Berges mächt'ger Schatten

Trifft den seichten Bach;

Mein so schön durchlebtes Leben

Passt zur Schönsten wohl.


Habe weder Gold noch Silber

An dem Handgelenk;

Doch des fernen Liebchens Feuer

Trifft mein armes Herz.112

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 190.
Lizenz:
Kategorien: