Der Lohn der Wohlthat.

[192] Sibjan Säurä spricht: »Eines Tages sass ich am Ufer des Meeres, da schwamm ein Frosch, auf dessen Rücken sass ein Skorpion. Der Frosch blieb dort, der Skorpion ging weiter, er folgte dem Skorpion, der Skorpion kam zum Fusse eines hohen Baumes.« Als ich nachsah, lag am Fusse des Baumes ein Mensch und schlief. Von dem Gipfel dieses Baumes stieg eine Schlange herab und wollte diesen schlafenden Menschen töten. Da kämpfte dieser Skorpion mit[192] der Schlange und tötete die Schlange. Darauf ging der Skorpion wieder fort. Ich ging hin und weckte den schlafenden Jüngling auf. Als er erwacht war, und ich ihn beschaute, sah ich, dass jener Mensch betrunken war. Ich sprach zu ihm: »Du bist heute betrunken, was hast du aber für eine gute That gethan, wer bist du?« Jener sprach: »Ich kam heute aus einem Wirtshause, da es in dem Wirtshause heiss war, wollte ich mich abkühlen und ging deshalb hinaus; ich hatte etwas zum Essen bei mir, da kam ein junger Mensch und bat mich um eine Gabe.« »Ich bin sehr hungrig,« sprach er. Ich gab ihm die Speise, die ich in der Hand hielt, dieser betete für mich und sprach: »Gott der Herr möge dich aus der Not erretten, dein Leben möge lang sein, weiter habe ich nichts Gutes gethan.« Ich sagte: »Unser Prophet spricht: Dem Wohlthätigen wird er das Leben lang machen, aus der Not wird er ihn erretten, Amen.«117

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 192-193.
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