Gulāmschah.

[348] Gulāmschah, flieh' aus diesem Land!

Her zu mir! An dem Gewand

Halt' ich dich, du schönes Weib!
[348]

An den silberweissen Armen

Glänzen Spangen, bunter Kaschmir

Hüllt dir ein den schlanken Leib.


Sieh', mein Herz ist wund; es saugen

Deine liebestrunknen Augen

Aus der Seele mir die Kraft.

Und dein schwanengleicher Nacken

Hat mir alle Kraft genommen

Und zum Sklaven mich erschlafft.


Wie der Jagdfalk stolz sich brüstet,

Schwillt dein Busen. – Wenn Ihr wüsstet,

Wie sein Anblick mich berauscht,

Würdet Ihr mit Rat mir helfen. –

Lass mich hoffen! Für das Leben

Sei der Tod sonst eingetauscht.


Lass uns zieh'n in weite Ferne!

Mit dir trag ich alles gerne,

Drückt dich Einsamkeit und Leid.

Lass uns zieh'n! – Im Rosengarten

Deiner Schönheit muss verblassen

Selbst des Pfaues buntes Kleid.


Goldstaub auf die Locken streuen

Will ich dir.A1 O, lass dich freien! –

Sieh, hier schlaf ich still im Hain;

Zephir weckt mich; meine Liebe

Lodert. Du bist fern. Wann werd' ich

Armer wieder bei dir sein?


Fußnoten

A1 d.h. Dich heiraten, vergl. S. 348.


Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 349.
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