XXXVI.

[136] Der Schai war der Fürst der Elfen, und der Sâlim ihr König. Des Schai Lautenschläger hiess der 'Afrît. Obwol der Schai schon zwei Frauen hatte, rief er doch eines Tages dem 'Afrît und sagte: »Der König hat eine Tochter, geh hin und freie sie mir«. Der 'Afrît zog aus und erkundigte sich nach dem Sâlim. Wohin er immer kam, überall sagten ihm die Leute: »Geh in dieser Richtung«. So kam er in die Stadt des Königs. Als er beim Könige Platz genommen hatte, fragte dieser ihn: »Was wünschest du, 'Afrît?« »Ich komme«, erwiderte er, »für den Schai um deine Tochter zu werben«. »Der Ssôlnâs hat schon um sie geworben«, sagte der König. »Das geht nicht an«, rief jener. »Er hat um sie geworben«, wiederholte der König. Da machte der 'Afrît sich auf den Weg und kehrte zum Schai zurück. »Schai!« sagte er. »Ja!« »Man hatte schon um die Prinzessin geworben«. »Wer hat um sie geworben?« »Der Ssôlnâs«. Da befal der Schai: »Mach dich auf in das Land, zieh umher und bringe ein Heer zusammen«. Da zog der 'Afrît im Lande der Elfen umher und sammelte ein Heer ohne Zal. Der Schai sass auf und begab sich zum Könige. »Wie verhält sich das?« fragte er, »ich habe den 'Afrît zu dir geschickt, und du hast deine Tochter nicht gegeben?« »Der Ssôlnâs hatte schon um sie geworben«, erwiderte er. »Wer ist der Ssôlnâs?« »Ein König von den Elfen«. »So schicke ihm einen Brief, er möge herkommen«. Da schickte der Sâlim dem Ssôlnâs einen Brief des Inhalts, er möge mit seinem Heere kommen. Als der Ssôlnâs dies hörte und den Brief empfangen hatte, brach er mit einem grossen Heere auf und kam zu Sâlim. Die Stadt Sâlim's füllte sich mit Truppen. Nun sassen die drei im Versammlungszimmer, Sâlim, der Schai und der Ssôlnâs, und redeten mit einander. »Wesshalb hast du um die Tochter Sâlim's geworben?« fragte der Schai. »Nun, ich habe um sie geworben«, antwortete der Ssôlnâs. »Ich aber will sie haben«, sagte jener. »Aber ich gebe sie nicht«, versetzte der andere. Nun ergriff Sâlim das Wort und sagte: »Ich will Chänge rufen, sie mag wälen«. »Rufe sie«, antworteten die beiden. Sâlim rief ihr, sie zog ihr[136] Feierkleid an und kam in die Versammlung. Ihr Vater redete sie an und fragte: »Wen nimmst du zum Manne? den Ssôlnâs? oder den Schai?« »Den Schai«, erwiderte sie. »Gut!« sagte er, »wie du willst«. Ssôlnâs aber ward zornig und sie begannen im Versammlungszimmer zu streiten; das liess Sâlim aber nicht zu, sondern sagte: »Geht hinab, unten vor die Stadt, und kämpft dort«. Da machten sie sich auf, liessen die Truppen aus der Stadt aufbrechen und kämpften draussen vor der Stadt. Viele Leute fielen auf beiden Seiten. Ssôlnâs ergriff sein Schwert, stürzte sich auf das Heer des Schai und erschlug viele; den Schai selbst nahm er lebendig gefangen; er tödtete ihn nicht, sondern führte ihn gefangen mit sich fort in sein Land und setzte ihn dort in's Gefängniss. Vier Jahre blieb er beim Ssôlnâs gefangen. Ssôlnâs begab sich zu Sâlim, holte Chänge und heiratete sie. Als der Kaiser der Elfen erfuhr, dass der Schai beim Ssôlnâs gefangen sitze, befal er: »Geht hin und holt die beiden hierher, damit wir sehen, wesshalb sie gekämpft haben«. Die Diener des Kaisers gingen die beiden holen und führten sie vor den Kaiser. Sie erzälten ihm die Sache, wie sie sich verhielt. Da entschied der Kaiser: »Der Schai ist im Unrecht, denn der Ssôlnâs hatte früher um sie geworben«. Darauf nahm er den Schai gefangen und schickte ihn in die Verbannung, in's Land der Zwerge. Die Zwerge haben auch einen Kaiser. Der Schai blieb eine Zeitlang bei ihnen gefangen, bis der König der Zwerge ihn frei liess und ihn zu sich nahm. Der König hatte eine wunderschöne Tochter, Namens Chadra. »Ich will dir meine Tochter geben, Schai!« sagte er einst »Einverstanden!« erwiderte dieser, hielt um ihre Hand an und heiratete sie. Darauf nahm der Schai Urlaub vom Könige, indem er sagte: »Ich will nach Hause gehen«. »Geh«, sagte er. Er nahm die Königstochter mit und begab sich mit ihr, nachdem er eine fremdartige Kleidung angelegt hatte, zum Ssôlnâs. Dort erkannte man ihn nicht. Chänge weinte um des Schai willen. Da fragte er sie: »Wesshalb weinst du?« »Ich weine um den Schai« »Wo ist der Schai denn?« »Unser Kaiser hat ihn gefangen genommen«, erwiderte sie, »und in die Verbannung zu den Zwergen in das ferne Land geschickt«. Da sagte er zu seiner Frau: »Sage der Chänge: dieser ist der Schai, er ist zurückgekehrt«. Einst gingen die beiden Frauen aus sich zu vergnügen, die Zwergprinzessin und Chänge. Da fragte Chänge sie: »Woher bist du?« »Ich bin die Tochter des Königs der Zwerge«. »Hast du den Schai nicht bei den Zwergen gesehen?« »Freilich habe ich ihn[137] gesehen«. »Wo ist er jetzt?« fragte sie weiter. »Er ist hier bei mir«. »Wirklich?« »Ja«. Da rief ihn die Prinzessin, er kam, und sie küssten einander. Sie hatte ihn nicht erkannt. In der Nacht machte er sich auf und floh mit den beiden in seine Heimat. Die Leute des Ssôlnâs sagten: »Chänge ist verschwunden«. Sie gingen zu Sâlim, aber dort fanden sie sie auch nicht. Ssôlnâs erkundigte sich überall nach ihr, aber er erfuhr nicht, wer sie entführt habe, bis einer von seinen Elfen ihm sagte: »Ich habe sie gesehen, sie und noch eine andere, mit dem Schai, der floh mit ihnen«. »Wirklich?« fragte der König. »Ja«. Da sass Ssôlnâs auf, begab sich zum Kaiser und fragte ihn: »Hast du den Schar freigelassen?« »Nein, ich habe ihn nicht freigelassen«, erwiderte dieser. »Wolan denn! so schicke zum Kaiser der Zwerge, damit wir sehen, ob er noch gefangen ist oder nicht?« Sie schrieben mit der Post an den Kaiser der Zwerge, und dieser antwortete: »Ich habe ihn freigelassen«. Da ergrimmte der Kaiser der Elfen, stellte ein Heer auf und brach auf zum Kriege gegen die Zwerge. Auch der Schai bildete ein sehr grosses Heer aus den Elfen und zog gegen den Kaiser und den Ssôlnâs, wärend diese mit den Zwergen kämpften. Als er zur Stadt des Ssôlnâs kam, verbrannte er dieselbe; und auch jedes Dorf, welches er fand, verbrannte er. Darauf kam er zur kaiserlichen Hauptstadt, auch diese verbrannte er. Da erhielt der Kaiser der Elfen die Nachricht, dass der Schai ein grosses Heer heranführe und Land und Städte verbrenne. Auch die Zwerge erfuhren, dass der Schai die Städte und Dörfer verbrannt habe. Endlich erreichte er das Heer des Kaisers und des Ssôlnâs und richtete die Kanonen auf sie. Da kamen die Truppen des Kaisers und des Ssôlnâs zum Schai, küssten seine Füsse und sprachen: »Werde du unser Kaiser!« Er befal: »Nehmt den Kaiser und den Ssôlnâs gefangen und bindet sie«. Siebanden sie, und alle Truppen der Elfen vereinigten sich zu einem einzigen Heere; alle bewiesen dem Schai Verehrung und riefen ihn zum Kaiser aus. Das Heer der Zwerge kehrte nach Hause zurück. Der Schai begab sich mit seinem Heere zu Sâlim; Chänge war noch unverheiratet. »Wesshalb hast du Chänge dem Ssôlnâs gegeben?« fragte der Schai den Sâlim, »mich hatten sie festgenommen, und du hast sie ihm gegeben«. »Mit Gewalt hat er sie genommen«, antwortete Sâlim. Da packte er auch den Sâlim und band ihn. So führte er die drei weg und liess sie aufhängen. Er aber blieb Kaiser und regierte über die Elfen.

Eines Tages gingen Chänge und die Tochter des Zwergkönigs[138] hinaus, sich zu vergnügen, und begaben sieh in die Gewässer der Menschenwelt. Da erblickten sie Aḥmed den Gärtner; er war einzig schön. Er sass allein auf der Erde der Menschenwelt und trank Brantwein. Die beiden kamen hinaus zu ihm; als Aḥmed sie erblickte, starb er fast vor Entzücken. Er wollte sich auf sie stürzen, aber sie gingen zurück in's Wasser. Da stürzte er sich auf sie und verschwand. Sie nahmen ihn mit und alle drei verschwanden. Die Prinzessin führte sie hinaus in's Land der Zwerge. Chänge schaute um sich, das war nicht ihr Land. »Wo sind wir hier, 'Amsche?« fragte sie. »Das ist unser Land«, entgegnete sie. Aḥmed wurde ganz verwirrt, er schaute auf sie und vermochte nicht zu sprechen. Sie begaben sich zum Könige; dort setzten sie sich hin und liessen sich's wol sein. »Woher ist dieser Mann da bei euch?« fragte der König. »Der ist von den Menschen«, erwiderten sie. Da riefen die Zwerge: »Wir wollen ihn tödten«; aber jene liessen es nicht zu. Zwei Tage blieben sie beim Könige, dann machten sie sich auf, um zum Schai zurück zu kehren. Unterwegs sprachen die beiden zu einander: »Wir wollen Aḥmed nicht mit zum Schai nehmen, damit er ihn nicht tödte«. Da sagte Chänge: »Ich will ihn in meine Brieftasche legen«. »Kannst du das?« fragte jene. »Ja; so oft wir wollen, holen wir ihn heraus, und so oft wir wollen, verstecken wir ihn«. Da sagte die Prinzessin: »Lass ihn uns vorher umarmen«. »Schön«, sagte die andere. Nachdem er beide auf dem Wege umarmt hatte, blies sie auf ihn, verwandelte ihn in ein Blatt Papier und steckte ihn in die Brieftasche. Als sie nun zum Schai kamen, fragte dieser: »Wo wart ihr diese drei Tage?« »Wir haben's uns wol sein lassen«, antworteten sie. Aḥmed horchte. Da prügelte der Schai sie und rief: »Ihr geht weg und treibt euch herum!« Dann setzte er die beiden in ein Zimmer, verrammelte die Thüre mit Steinen und ebenfalls die Fenster, so dass kein Weg mehr war, auf welchem sie hinausgekonnt hätten. Nur ein Loch liess er offen im Zimmer; jedoch die Mädchen wussten nicht, dass er dieses Loch gelassen hatte, er aber beobachtete sie durch dasselbe. Chänge holte den Aḥmed heraus, und er umarmte sie drinnen im Zimmer. Der Schai hatte aber vor das Loch einen Wächter gesetzt. Wie dieser nun sah, dass sie einen Mann herausholten, der sie umarmte, sagte er zum Schai: »Höre Schai!« »Ja!« »Es ist ein Mann von den Menschen bei den Prinzessinnen«. »Wirklich?« »Komm nur«, versetzte der Wächter. Der Schai kam und öffnete die Thüre. Sie verbargen Aḥmed. »Wo ist der Mann, der bei euch ist?« fragte jener.[139] »Was für ein Mann?« »Der Wächter hat ihn gesehen«. »Suche nur«, versetzten sie, »da ist das Zimmer«. Er suchte, fand aber Niemand. Da hieb er dem Wächter den Kopf ab, indem er sagte: »Du hast gelogen«. Hierauf setzte er einen andern Wächter hin und verrammelte die Thüre. Jene holten Aḥmed wieder heraus, und er umarmte sie. Alsbald begab sich der Wächter zum Schai und meldete: »Es ist ein Mann von den Menschen bei den Prinzessinnen«. Der Schai öffnete die Thüre, jene verbargen Aḥmed wieder. Der Schai fragte: »Wo ist der Mann, der bei euch ist?« »Woher sollte ein Mann bei uns sein?« versetzten jene. »Der Wächter hat ihn gesehen«. »So suche doch; wenn du ihn findest, so tödte uns«. Er suchte, fand aber Niemand und hieb dem Wächter den Kopf ab. Ebenso erging es einem dritten. Darauf sagte er: »Nun will ich selber Wache halten«. Da sah er, wie sie den Mann herausholten und sich von ihm umarmen liessen. In diesem Augenblicke schaute Chänge auf und entdeckte das Loch. Der Schai kam hinab und begann die Thüre zu öffnen. Da verwandelten die beiden sich in Rauch und flogen durch das Loch davon. Als jener die Thüre geöffnet hatte, sah er Niemand. »In diesem Augenblicke waren sie hier«, dachte er. Er suchte nach ihnen, aber er konnte sie nicht entdecken. Da schickte er die Elfen in die Welt, nach ihnen zu suchen, aber sie fanden sie nicht. –. Chänge führte sie an den Ort, wo sie Aḥmed zuerst gesehen hattet dort holte sie ihn aus der Brieftasche heraus und fragte: »Wo sind wir hier? Aḥmed«. »Das ist das Land der Menschen«, erwiderte er, »der Ort, wo ich euch zuerst gesehen habe«. »Wolan denn, komm und führe uns in dein Haus«. Da führte er sie zu seinem Hause. Als die Leute der Stadt sie sahen, betrachteten sie sie neugierig. Nachdem Aḥmed sie in's Haus geführt hatte, erfahren die Einwohner der Stadt, dass er Frauen habe, die nicht zu den Menschen gehören. Da kamen sie, sie sich anzusehen, und fanden, dass sie wunderschön waren. Auch Schamâl-Bek, der Fürst von Gherſa, ein wunderschöner Jüngling, vernahm, dass Aḥmed zwei einzigschöne Weiber habe. Da machte er sich allein auf, um sich die Frauen Aḥmed's anzusehen. Als Schamâl-Bek hinkam und sie sah, verging er fast vor Entzücken über sie. Drei Tage blieb er bei ihnen, und ihr Herz wandte sich ihm zu. Als Aḥmed einmal hinausging, um Speise auf dem Markte zu kaufen, entführte Schamâl-Bek die beiden und brachte sie auf sein Schloss. Aḥmed zog Erkundigungen ein, und die Leute sagten ihm, dass Schamâl-Bek[140] sie geraubt habe. Da begab er sich zu diesem und fragte ihn: »Warum hast du so gehandelt?« »Wie so?« fragte jener. »Du hast meine Frauen entführt«. »Sie liebten mich«, erwiderte jener, »und sind mit mir gegangen; ist's nicht so?« »Freilich«, antworteten die beiden, dann wandten sie sich zu Aḥmed: »geh, wir kennen dich nicht, und du kennst uns nicht«. Zehn Jahre blieben sie bei Schamâl-Bek, dann wurden sie des Landes der Menschen überdrüssig und überlegten mit einander, indem sie sprachen: »Lasst uns in unser Land gehen, Schamâl-Bek wollen wir mitnehmen, lasst uns aber in das Land der Zwerge gehen, nicht in das der Elfen«. Da führten sie Schamâl-Bek mit sich weg und verschwanden. Die Angehörigen Schamâl-Bek's fragten Aḥmed: »Wo hast du diese Mädchen gefunden?« »Ich sah sie im Wasser«, erwiderte er, »die eine ist aus dem Lande der Zwerge, die andere aus dem Lande der Elfen«. »Sie haben Schamâl-Bek entführt, und wir wissen nicht, wohin sie ihn gebracht haben«. Da sagte Aḥmed: »Macht euch nur keine Sorge um ihn, sie werden ihn schon wieder zurückbringen«.

Als die beiden mit Schamâl-Bek in das Land der Zwerge kamen, fragten diese: »Woher ist dieser Mann?« »Der ist aus dem Lande der Menschen«, antworteten sie. »Wo ist jener andere?« fragte sie weiter, »der von damals?« »Der ist weg«, sagten sie. »Habt ihr diesen zum Manne genommen?« »Bewahre, wir sind ja die Frauen des Schai«. Schamâl-Bek blieb bei ihnen, und sie waren guter Dinge im Lande der Zwerge. Davon hörte der Schai, sass auf und begab sich in's Land der Zwerge. Als er die Frauen gefunden hatte, stieg er beim Könige ab. Die beiden erzälten, wie es sich zugetragen hatte, und sagten: »Von jenem, [den er bei uns gesehen zu haben behauptet], wissen wir nichts und haben uns ihm auch nicht preisgegeben; diesen haben wir uns als Diener geholt«. Da sagte die Versammlung: »Dann ist's gut«. –. Schamâl-Bek blieb nun zwanzig Jahre im Lande der Elfen als Diener beim Schai. Darauf sagte der Schai zu Chänge: »Dieser Mann ist's hier müde, bringe ihn in sein Land und komm zurück«. Wenn du den Schamâl-Bek jetzt ansiehst, möchtest du dich vor ihm fürchten, [so hässlich ist er in den zwanzig Jahren geworden]. Da brachte sie ihn an die Oberfläche der Welt und sagte ihm: »Geh nach Hause, ich kehre jetzt um«. Er aber versetzte: »Komm, lass uns ein wenig zu uns nach Hause gehen, und dann kehre zurück«. »Aber der Schai wird böse werden«. »Schadet nichts, bleib zwei Tage und dann geh«. So überredete er[141] sie und nahm sie mit sich. Darauf sagte er: »Lege deinen Schleier ab, damit sie deine Schönheit bewundern können«. Da nahm sie den Schleier ab, und er legte ihn in eine Kiste. Als sie zwei Tage bei ihm geblieben war, verlangte sie ihren Schleier, er aber sagte: »Geh nur, ich gebe ihn nicht«. »Bei allem was dir heilig ist, gib mir den Schleier«, bat sie, »damit ich gehen kann«. »Nein!« sagte er, »den Schleier gebe ich nicht«. Ohne Schleier vermag sie nicht weg zu gehen; so musste sie zehn Jahre bei ihm bleiben, bis sie ihm den Schlüssel stal, die Kiste öffnete, den Schleier anlegte und wegging. Er suchte nach dem Schlüssel, konnte ihn aber nicht finden; er ging zur Kiste, der Schleier war weg. Da ward er besessen, irrte im Gebirge umher und rief: »Chänge!« aber Niemand antwortete ihm. So blieb er besessen, bis er starb.

Quelle:
Prym, E./Socin, A.: Syrische Sagen und Märchen aus dem Volksmunde. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprechts Verlag, 1881, S. 136-142.
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