XL.

[157] Kaläsch-Agha, der Stadthauptmann von Sse'ört, besass grossen Reichtum und war mächtiger als alle Menschen. Sein Sohn, Namens Dschauhar, war ein schmucker Jüngling, den im Ringkampf Niemand niederzuwerfen vermochte. In Folge dessen war sein Name berühmt geworden. Nun war auch einer Namens Ḥânün, ebenso stark. Er und Dschauhar rangen mit einander, aber keiner vermochte den andern zu werfen. Da wurden die beiden Freunde. Einst sagte Hamm zu Dschauhar: »Komm, wir wollen uns etwas in der Welt umsehen«. »Komm«, erwiderte dieser, und sie bestiegen ihre Pferde und nahmen Abschied von ihren Vätern. Sie kamen zu einer Stadt. Der Statthalter, welcher sich dort befand, liess gerade in der Kampfbahn zwei Männer mit Schwert und Schild gegen einander fechten, und der eine von ihnen tödtete den andern. Da sagte der Statthalter: »Wer immer Lust hat, gehe hinab gegen den Sieger«. Aber die Leute aus der Stadt wagten es nicht. Da fragte Dschauhar den Statthalter: »Wenn ich ihn im Kampfspiel tödte, wird mich dann auch Niemand nachher zur Rechenschaft ziehen?« »Nein«, antwortete der Statthalter, und nun kämpfte Dschauhar mit dem Manne. Bald gab dieser ihm eine Blösse, und Dschauhar versetzte ihm einen Schwertschlag, womit er ihm einen Fuss abhieb. »Bravo!« rief der Statthalter, »dir will ich meine Tochter zur Frau geben«. »Schön«, sagte Dschauhar und ging mit Ḥânün und dem Statthalter nach des letztern Hause. Als sie dort Platz genommen hatten, fragte er: »Wo ist deine Tochter? Statthalter«. »Sie ist hier im Hause«. »So rufe sie, damit ich sie sehe«. »Nein, komm, wir wollen lieber zu ihr gehen«. Der Statthalter führte ihn zu seiner Tochter; als er sie aber betrachtete, fand er kein Gefallen an ihr. »Deine Tochter ist schön«, sagte er, »aber lass sie einstweilen hier bei dir bleiben, bis ich wiederkomme«. »Wohin willst du denn gehen?« »Ich will an's Ende der Welt gehen, da ist ein Mädchen, man sagt, es gebe kein schöneres, die hat zwanzig Unholde als Diener bei sich«. »Ja, auch ich habe von ihr gehört«, erwiderte der Statthalter. Nun machten Dschauhar und Ḥânün sich auf, gürteten sich ihre Schwerter um, bestiegen ihre Rosse und zogen fort, nach dem Ende der Welt fragend. Sie kamen in ein ödes Gebirge, da entdeckten sie eine Höle, deren Eingang mit Steinen verschlossen war. Drinnen in der Höle hörten sie Jemand weinen, aber sie konnten nicht unterscheiden, ob es ein Mann oder eine[158] Frau war. Sie öffneten den Zugang und traten in die Höle ein. In derselben befand sich eine Cisterne, von deren Rande riefen sie hinab: »Wer bist du da unten?« »Ich bin eine Frau«, war die Antwort. Da sagte Dschauhar: »Wir müssen hinabsteigen und sie herausholen«. Ḥânün erklärte, er wolle hinabgehen. Als er unten war, machten sie sich daran, sie hinaufzuziehen. Einen Strick hatten sie nicht bei sich, da banden sie sie an ihre Gürtel und zogen sie hinauf in die Höle. Darauf rief Ḥânün: »Zieh mich hinauf«, und Dschauhar fing an zu ziehen. Nun war aber noch Jemand in der Cisterne, den hatte Ḥânün nicht gesehen, und als er zwei Ellen vom Boden in die Höhe gekommen war, fasste jener seinen Fuss und zog ihn nach unten. »Dschauhar«, rief er, »lass mich los«. Alsbald liess Dschauhar los, und Ḥânün und der Mann packten einander, sie gingen in die Höle, zu der die Cisterne sich unten erweiterte, und rangen dort mit einander, aber keiner vermochte den andern zu werfen. Dschauhar wartete oben an der Cisterne. »Ḥânün ist weg und kommt nicht wieder«, sagte er zu dem Mädchen. »Es ist Jemand in der Cisterne«, antwortete diese; »als ihr mich heraufzogt, schlief er, vielleicht ist er jetzt wach geworden«. »Wirklich?« »Ja«. »Dann muss ich hinabsteigen«. Das Mädchen liess ihn hinab; als er unten ankam, erblickte er Niemand; er trat in die Höle, da sah er die beiden kämpfen. »Ḥânün!« rief er, »was machst du?« »Ich kämpfe mit dem Dämon«. Da kam Dschauhar ihm zu Hilfe, sie packten beide den Dämon, schlugen ihn zu Boden und hieben ihm den Kopf ab. Ehe sie wieder hinaufstiegen, entdeckten sie zwei Perlen, die nahmen sie mit. Als sie hinauf zu dem Mädchen gekommen waren, fragten sie sie: »Wie hat dich der Dämon hierher gebracht?« »Ich sass am Fenster und nähte, da kam er und raubte mich«. »Woher bist du denn?« »Ich bin die Tochter des Fürsten von Almadîna«. »Willst du nach Hause zurückkehren?« »Nein, ich will mit euch gehen«. »Wir gehen in ein fernes Land«. »Das macht nichts«. Sie stiegen nun auf, und Ḥânün nahm sie hinter sich aufs Pferd. Sie kamen zu einer Stadt, dort kauften sie ihr ein Pferd und zogen ihr Männerkleider an, auch kauften sie ihr ein Schwert. Du würdest sie für einen Mann halten: und auch Niemand erkannte sie. Als sie diese Stadt verlassen hatten, kamen sie zu einem Schlosse; darin befand sich ein Riese, der vierzig Mädchen weniger eine geraubt hatte. Dschauhar und Ḥânün hielten Rat und kamen zu dem Entschlüsse, diesen Riesen zu tödten und ihm die Mädchen zu entreissen. Der Riese schlief gerade;[159] die Mädchen stiegen auf's Dach des Schlosses und riefen: »He, ihr Männer!« »Ja!« »Bei eurem Heil, befreit uns aus der Hand dieses Ungläubigen«. »So öffnet uns das Tor«. Als das Tor offen war, gingen die drei mit blossen Schwertern hinein. Der Riese erwachte und sagte: »Oof! woher sind diese? In der Nacht suche ich euch [um euch zu fressen], und nun sehe ich euch am hellen Tage«. »Steh auf!« riefen die drei. Der Riese erhob sich und sie griffen einander mit den Schwertern an. Das Mädchen aus der Cisterne versetzte ihm einen Hieb, der seine Schulter zerschnitt. Er wandte sich gegen das Mädchen, indem er es für einen Mann hielt; aber Ḥânün hieb ihm den Kopf herunter: ohne Kopf wandte er sich noch gegen Ḥânün, aber da versetzte ihm Dschauhar einen Schlag, der ihn zu Boden warf, und darauf hieben sie ihn in Stücke.

Die neununddreissig waren alle schön. Auf die Frage, woher sie seien, antworteten sie: »Wir sind jede aus einem besondern Lande«. Der Riese hatte sechs Pferde, die nahmen sie mit, ebenso ein Fass mit Goldstücken. Als sie mit den Mädchen in eine Stadt kamen, schafften sie ihnen Pferde und Männerkleider an und kauften ihnen Säbel und Pistolen. So sahen die Mädchen alle vierzig wie schmucke Jünglinge ohne Schnurrbärte aus. Nun zog er ihnen noch rote Mützen an und sie ritten als zweiundvierzig Reitersmänner wie Soldaten aus der Stadt.

Sie kamen in die Stadt des Sultans, dort fragten sie nach dem Sultan, bis man ihnen sagte: »Da sitzt er auf dem Divan«. Dschauhar näherte sich ihm zum Handkusse; da befiel den Sultan Schrecken und er erhob sich vor ihm. Lange betrachtete er Dschauhar und seine Soldaten, er bewunderte und beneidete ihn um sie, einer schöner als der andere, alle ohne Schnurrbart. »Wohin gehst du?« fragte er den Dschauhar. »Ich gehe an's Ende der Welt, dort ist eine, wie's keine schönere gibt, ich gehe sie holen«. »Geh nicht, sondern bleib bei mir, du und deine Soldaten; ich will euren Sold höher ansetzen als den meiner Soldaten«. »Ich kann nicht, Sultan, ich kann nicht bleiben«. –. Einer von Dschauhar's Gefolge sagte zu einem andern, in Bezug auf den Sultan: »Dieser ist mein Vater«. »Wirklich?« »Ja«. »So sprich nur nicht davon«. –. Dschauhar stieg wieder zu Pferde und verabschiedete sich vom Sultan. Der fing an zu weinen, und als Dschauhar Und sein Gefolge zum Aufbruch bereit waren, sagte er: »Dschauhar, es ist schade um diese Jungen, dass du sie von den Unholden tödten lässest«. »Nein, Sultan«, antwortete er, »wenn Gott[160] oben einmal beschlossen hat, dann ist unten alles eitel«. »Nun denn, glückliche Reise«. –. Weiter zogen sie, nach dem Ende der Welt fragend. Schon hatte das bewohnte Land aufgehört, sie zogen in der Wüste einher, da war kein Wasser und kein Brot. Einen Monat lang assen sie nicht und tranken nicht. »O Gott!« sagte Dschauhar, »könnte ich doch eine Cigarette haben«. Da holte einer vom Gefolge drei Cigaretten aus seiner Tasche und gab sie dem Dschauhar. Der nahm eine, und Ḥânün eine, und eine das Mädchen aus der Cisterne, und rauchten sie. Darauf gelangten sie zu dem Schlosse des Weltendes, das lag am Abhänge eines Berges, und auf diesem Berge ruhte der Himmel. In der Nacht stiegen sie vor der Schlosspforte ab, und Ḥânün und Dschauhar befalen den Soldaten: »Zieht eure Schwerter, wir wollen uns vor dem Tore aufstellen und warten, einundzwanzig von dieser Seite und einundzwanzig von jener Seite; wer immer herauskommt, auf den stürzen wir uns mit dem Schwert und tödten ihn«. Es ward Morgen, sie standen vor dem Tore: einer von den Unholden kam heraus, sie fielen mit den Schwertern über ihn her und tödteten ihn, dann zogen sie ihn vom Tore weg und warfen ihn bei Seite. Ein zweiter kam heraus, dem erging's ebenso, dann ein dritter u.s.w., bis sie fünfzehn getödtet hatten. Einer war noch übrig, das wussten sie aber nicht, sondern sie dachten: »das sind sie, wir haben sie erschlagen, und die Tschelkaſîje (eig. Vierziglockige) ist allein«. Sie begaben sich nun in's Schloss hinein, Dschauhar im Prachtgewande und mit zwei Orden, die er vom Sultan erhalten hatte. Er stieg mit seinem Gefolge zum obern Zimmer der Prinzessin, der noch übrig gebliebene Unhold lag dort auf dem Boden und schlief. Als die Prinzessin Dschauhar und sein Gefolge mit den blossen Schwertern in der Hand erblickte, fragte sie: »Wie seid ihr hier hereingekommen?« »Sieh, wir sind nun einmal hier«. »Die Unholde werden euch fressen«. »Wie viele sind ihrer?« »Sechzehn«. »Nun, fünfzehn haben wir getödtet«. »Dann ist noch einer übrig«. »Ist dieser es?« »Ja«. »Ist er stark oder nicht?« »Er ist sehr stark«. Der Unhold schlief und merkte nichts von dem allem, da stiessen sie ihn mit den Säbeln an, er schaute auf und wollte sich aufrichten, aber sie hieben ihn in Stücke. Dann trat Dschauhar zur Tschelkaſîje ein und sprach zu ihr: »Ich bin von Sse'ört bis hierher gekommen um deinetwillen«. »Dann hast du gewiss keine andern Frauen bekommen können, desshalb bist du hergekommen«. »Frauen habe ich bekommen können, aber nicht gewollt, alles um deinetwillen«.[161] »Wenn du eine Frau hättest bekommen können, wärest du nicht hergekommen«. »Dieser ist ein Mann«, erwiderte er, indem er auf Ḥânün wies, »mein Bruder, und diese alle sind Mädchen«. »Das ist gelogen!« »Steh auf und besieh sie dir«. Da sagte sie zu ihnen: »Entblösst eure Brust, damit ich sehe«. Als die Mädchen das getan hatten, rief sie: »Bei Gott, es ist wahr, es sind Mädchen«, dann fragte sie: »Von wo hast du sie hergeholt?« »Mir ist es so und so ergangen«, erzälte er. »Hm! schön!« erwiderte sie. »Verrate aber nicht, dass es Mädchen sind«, bat er. »Nein; komm denn und setze dich zu mir auf's Sofa«. Sie holte Wein, und sie tranken. Darauf bat sie ihn: »Umarme mich, ich bin deine Frau«. »Nein!« erwiderte er, »das tue ich nicht«. »Wesshalb nicht?« »Ehe ich nicht auch meinem Bruder eine Frau geholt habe, berühre ich dich nicht«. Ḥânün sagte zwar: »Schlafe nur bei ihr, ich habe Zeit«, aber Dschauhar wollte nicht, und sie brachen wieder auf und nahmen die Prinzessin mit. Sie schlugen den Weg zur Heimat ein; die Wüste hatten sie passirt und kamen zum Sultan. Der fragte: »Hast du die Tschelkaſîje geholt?« »Ja«. »Wo ist sie denn?« »Hier ist sie«. Der Sultan betrachtete sie und wurde nicht satt von ihrem Anblick. »Ist sie schön, Sultan?« fragte Dschauhar. »Sehr schön ist sie, Gott schütze sie«. Dann fuhr er fort: »Diesmal bleibe bei mir«. »Nein, ich bleibe nicht; gib mir ein Diplom, das mich zum Herrscher über Sse'ört einsetzt«. Als der Sultan ihm dies Diplom ausgefertigt hatte, zog Dschauhar mit seinem Gefolge und der Prinzessin ab. Sie kamen nach Almadîne. Der Vater des Mädchens aus der Cisterne hatte Bankerott gemacht und hatte viele Schulden; gerade als sie ankamen, musste seine Tochter ihn in den Händen der Polizeidiener sehen, die ihn zum Statthalter führten, damit er ihn in's Gefängniss werfe. »Dschauhar«, sagte sie, »das ist mein Vater, mit dem sie so verfahren, ich wünsche, dass du ihn befreiest«. Da begab Dschauhar sich mit seinem Gefolge zum Statthalter. Dieser erhob sich vor ihm, und Dschauhar nahm Platz. »Warum verfährst du so mit diesem Manne?« fragte er den Statthalter. »Er hat Schulden«. »Hatte dieser Mann früher eine hohe Stellung?« »Ja, er war Statthalter und Commandant, jetzt ist er ein armer Teufel geworden«. »Rufe die Gläubiger«. Da sagte der Richter: »Ich bin Gläubiger, und der Grossrichter und der Statthalter«. »Für was ist er Bezalung schuldig?« fragte Dschauhar weiter. »Er hatte uns Bestechung versprochen, nun hat er aber sein Wort zurückgezogen und uns nichts gegeben«, »Für was soll er dir[162] denn Bezalung geben?« »Dafür, dass wir ihn zum Commandanten gemacht haben«. »Du bist ein Richter; geht es an, dass du Bestechung annimmst?« »Ja«. Da befal er seinem Gefolge, Hand an den Richter zu legen und ihm seine Hände auf den Rücken zu binden. Als das geschehen war, befal er, auch den Grossrichter so zu binden. Und als der Statthalter sich der Ausführung dieses Befehles widersetzen wollte, sagte er: »Ich werde auch deine Hände binden lassen«; und alsbald wurden dem Statthalter selber die Hände auf den Rücken gebunden. Darauf liess er die drei vor den Pferden marschiren und nahm sie so mit zum Sultan. Diesem erzälte er ihre Sache, worauf derselbe sie verhaften und in's Gefängniss werfen liess, denn Dschauhar's Anordnungen wollte er nicht rückgängig machen. Darauf sagte Dschauhar: »O Sultan, ich wünsche, dass du diesem Manne ein Diplom ausfertigst, das ihn zum Fürsten von Almadîne macht«. Der Sultan entsprach diesem Wunsche, und sie kehrten nach Almadîne zurück, und Dschauhar machte daselbst den Vater des Mädchens zum Fürsten. Dieser aber sagte: »Dschauhar, wenn du Staub in die Hand nimmst, so möge er zu Goldstücken werden; du hast mir eine grosse Woltat erwiesen; wenn meine Tochter hier wäre, so würde ich sie dir zur Frau geben«. »Wo ist denn deine Tochter?« fragte Dschauhar. »Der Dämon hat sie geraubt«. »Wohin hat er sie gebracht?« »Das weiss ich nicht; er hat sie geraubt«. »Wenn du sie siehst, kennst du sie dann?« »Ja«. Dschauhar sagte ihm aber nicht: da ist deine Tochter, sondern sie sassen wieder auf und ritten weiter nach Sse'ört. Als Kaläsch Agha vernahm, Dschauhar sei gekommen, in Begleitung von Soldaten, und habe sich eine Frau mitgebracht, zog er und der Statthalter und die ganze Stadt ihnen entgegen. Kaum hatte Dschauhar sich in Sse'ört niedergelassen, als er den Statthalter absetzte und ihm sagte, er möge sich packen. Er selbst wurde nun Statthalter; die Diener, die Türken des Statthalters, schickte er weg, sein eigenes Gefolge behielt er. In Sse'ört war eine schöne Frau, deren Mann tödtete er und gab sie dem Ḥânün. Der Molla kam und segnete beider Ehen ein. So waren sie verheiratet und regierten in Sse'ört. Die Mädchen blieben fünf Jahre bei ihm, dann baten sie um Urlaub, indem sie sagten: »Wir wollen in unsere Heimat und zu unsern Familien gehen«. »Wisst ihr denn den Weg?« fragte er. »Ja«. »Nun, so habt ihr die Erlaubniss, geht«. »Wir wollen dir einen andern Vorschlag machen: wenn du uns zu Frauen nehmen willst, dann bleiben wir«. »Nein, das geht nicht; wenn der Sultan die Leute erzälen hörte,[163] dass ich meine Diener wie Frauen behandelte, so käme ich in schlechten Ruf«. Da verwandelten sie sich in Tauben und flogen weg; Dschauhar beobachtete sie vom Schlosse aus: jede einzelne flog für sich allein, nur zwei gingen zusammen. Er rief diesen beiden: »Kommt, kehrt zurück«. Als die beiden zurückgekehrt waren, fragte er sie: »Wesshalb geht eine jede für sich allein, und nur ihr beide zusammen?« »Jede ist aus einem besondern Lande«, antworteten sie, »aber wir beide sind aus einem und demselben Lande, unsere Häuser sind nebeneinander«. »Aus einer Stadt?« »Ja«. »So geht«. So ging eine jede in ihre Heimat und erzälte dort, wie es sich zugetragen hatte. Dschauhar's Name aber erlangte Ruhm in der Welt: er hatte ja die Tschelkaſîje geholt, die am Ende der Welt war.

Quelle:
Prym, E./Socin, A.: Syrische Sagen und Märchen aus dem Volksmunde. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprechts Verlag, 1881, S. 157-164.
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