LXXIX.

[337] Es war einmal ein Pfaffe, der ging den Acker bauen. Als er bis zum Mittag gepflügt hatte, legte er sich schlafen. Da kam der Fuchs und frass dem Pfaffen sein Brot auf und soff ihm sein Wasser aus. Als der Pfaffe sich vom Schlafe erhob und kein Brot und kein Wasser mehr fand, fragte er die Ochsen: »Wo ist das Brot und das Wasser?« »Bei Gott!« antworteten sie, »der Fuchs hat es gefressen und das Wasser gesoffen.« »Wohin ist er gegangen?« »Er hat sich in sein Loch hineingemacht.« Da ging der Pfaffe hin, streifte seine Kleider herauf und versuchte in das Loch einzudringen. Aber der Fuchs packte das Glied des Pfaffen, der schrie: »Au! Gift in deinen Leib! Fuchs! gib mir mein Glied.« Der Fuchs aber antwortete: »Bei Gott! ich gebe es nicht heraus.« Als der Pfaffe nach Hause kam, sagte er zu seiner Frau: »Der Fuchs hat mir mein Glied abgerissen.« »Wo?« »Im Loche.« »Wesshalb hast du ihn nicht todtgeschlagen?« »Er kommt nicht heraus.« »So mag ich dich nicht mehr.« »Was soll ich tun?« fragte er weinend. »Hol dein Glied.« »So komm, wir beide wollen es holen gehen.« Die Frau ging mit ihm, und der Pfaffe rief: »Fuchs, gib mir mein Ding und nimm dafür das ihrige.« »Gut!« erwiderte der Fuchs und gab dem Pfaffen sein Glied. Die Frau besah es und erklärte: »Das ist es nicht, der Fuchs hat es vertauscht.« Da prügelte der Pfaffe sie. Als sie aber nach Hause kamen, schaffte die Frau sich einen muslimischen Liebhaber an.

Quelle:
Prym, E./Socin, A.: Syrische Sagen und Märchen aus dem Volksmunde. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprechts Verlag, 1881, S. 337.
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