41.

[108] Was hast du heute gemacht? – Ich bin früh aufgestanden, habe gefrühstückt, und um 31/2 Uhr bin ich nach Ğrubb-'Adīn gegangen, ich und 'Abdallāh el-Mu'allim. Wir kamen um 41/2 Uhr an und stiegen bei dem Ortsversteher namens 'Iįāś ibn Aḥmed Durra ab. Der Mann nahm uns auf und setzte uns ein Frühstück vor, und wir tranken Kaffee. Nach einer Weile machten wir uns auf, wir und er, und er führte uns zu den Höhlen, die aus alter Zeit in ihrem Dorf sind. Aber – das heißt – sie sind eine sehr schöne Sehenswürdigkeit. Aber es wehte starker Wind, (stark genug, um) ein raṭl aufzuheben; und schließlich riß er mir den Hut von meinem Kopfe. Das erste Mal fing ich ihn wieder; das zweite Mal riß der Wind mir wieder meinen Hut weg, und ich wußte nicht mehr, wohin er geflogen war. Ich wunderte mich und ärgerte mich sehr über ihn, weil ich keinen andern hatte, und in Ğrubb'adīn macht man keine Hüte, daß ich mir einen hätte kaufen können; kein Mensch webt welche. Dann schickte ich den 'Abdallāh, und er suchte ihn in einem Tal nach dem andern und auf einem Berg nach dem andern, bis er ihn an der Stelle fand, die Žūr (die Schlucht) Žeffa heißt. Er brachte ihn und kam zu mir, und als ich ihn sah, hatte er meinen Hut in seiner Hand. Mein Herz füllte sich mit Freude; ich setzte ihn auf, und wir kehrten zum Haus des Ortsvorstehers zurück. Dann nahmen wir von dem Herrn des Hauses Abschied, bestiegen die Pferde und wandten uns nach Ma'lūla, direkt nach dem Kloster des Heiligen Sergius. Wir aßen oben im Kloster zu Mittag und stiegen dann von dem Kloster in die Pflanzungen hinab. Wir sahen, wie die Leute eine Schaukel aufgehängt hatten und sangen und oben saßen; je zwei zusammen, eine Frau und ein Mann, oder ein Mädchen und ein Bursche, hielten sich mit den Beinen an einander fest und faßten das Seil an, und zwei schaukelten sie. Es war aber ein sehr schönes Bild, wie sie sich mit den Beinen festhielten. Dann stiegen wir von den Pflanzungen hinauf und kehrten in der russischen Schule bei dem Lehrer Ḥabīb Ṭannūṣ ein. Wir fanden ihn gerade beim Unterricht der Kinder und saßen ungefähr eine halbe Stunde bei ihm. Dann nahmen wir Abschied von ihm und gingen aus der Schule weg zum Kloster des Heiligen Sergius.

Quelle:
Bergsträsser, G[otthelf] (Hg.): Neuaramäische Märchen und andere Texte aus Malula. Leipzig: F.A. Brockhaus, 1915, S. 108-109.
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