XII
38. Folgen des Schielens.

[158] EARABSCHAH p. 62 l. 18 ff.


Es war einmal ein angesehener, reicher Mann. Eines Tages kam einer seiner Freunde zu ihm zu Gast, und er nahm ihn sehr gut auf. Nachdem sie gegessen und getrunken hatten, sagte er zu seinem Gaste: »Ich habe einen Krug alten Wein. Ich hob ihn lange auf für einen Freund wie du. Ausser ihm habe ich keinen weiteren.« »Bring ihn her«, sagte der Gast. Da sagte der Mann zu seinem Sohne, der auf einem Auge schielte: »Geh auf den Boden hinauf, da steht ein Krug Wein; bring ihn her, wir wollen ihn trinken; aber gieb acht, dass du ihn nicht zerbrichst!« Als der Knabe hinging, erschienen ihm[158] zwei Krüge vor den Augen. Da kam er zurück und sagte zu seinem Vater, es wären zwei Krüge da. Da geriet sein Vater in Zorn, weil [seine Angabe] als Lüge erschien, und sprach: »Du Tölpel! zerbrich einen und bring den andern.« Da nahm der Knabe einen Stock und zerschlug einen, sah dann aber keinen zweiten mehr. Er meldete nun seinem Vater: »Ich habe einen zerbrochen, weiss aber nicht, wo der andere hingeraten ist.« Da sagte sein Vater: »Das ist nicht deine Schuld, sondern die Schuld deines Schielens; dies hat die Erscheinung verursacht.«


39. Das Dêpot der Omajjaden. ATLÎDI p. 83 l. 7 ff. und aus ihm Mağâni II p. 195 s. n° 331.

40. (f. 24 b). Ali, Mûsa's Sohn, ist dem Chalîfen Ma'mûn 40000 Denâre schuldig und ist nicht im Stande sie zu bezahlen. Man rät ihm, sich an seinen Feind Ğassân1, cAbd's Sohn, zu wenden, und nach einigem Widerstreben thut er es. Dieser empfängt ihn freundlich und schickt ihm das Geld nach. Wie Ali damit beim Chalîfen ankommt, trifft er da bereits den Ğassân, der den Chalîfen bittet, Ali doch einen Teil der Schuld zu erlassen. Der Chalîfe erlässt ihm 20000, darauf zahlt er 20000 und sendet die anderen 20000 an Ğassân zurück. Aber dieser nimmt sie nicht an und schickt sie ihm zurück.

41. (f. 25 b). Chuzeimah2 und cIkrima.3 1001 N. III. 158 ff., Mağâni III p. 203 s. n° 309 aus den »Blattfrüchten« (amarât ѕl,aurâḳ) des ḤAMAWI4, ATLÎDI p. 54 l. ult. ff. und nach ihm Rosenöl II p. 50 ff.

1

= Ḥassân?

2

Statthalter von Mesopotamien zur Zeit Suleimân b. Abd-el-melik's; † 108 d.H. (727 n. Chr.).

3

Statthalter desselben Chalîfen in Armenien; † 102 d.H. (721 n. Chr.).

4

† 836 d.H. (1433 n. Chr.).

Quelle:
Lidzbarski, Mark (Hg.): Geschichten und Lieder aus den neuaramäischen Handschriften. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1896, S. 158-159.
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