XIX
53. Mohammeds Aufenthaltsort.

[166] Sieben Janitscharen sassen einmal an einem Orte und tranken Arak. Da sahen sie einen christlichen Priester daselbst vorbeigehen. Sie riefen ihn herbei und fragten ihn, wo Mohammed wäre. Darauf erwiderte er: »Ich träumte, dass ich gestorben wäre, und ein Engel meine1 Seele in den Himmel vor den Richterstuhl Gottes gebracht hätte. Da war aber Gott nicht da, sondern er war nach der Hölle hinabgegangen, um eine Revue abzuhalten. Als er nun am Rande[166] der Hölle umherging, fiel ihm sein Schuh vom Fuss in diese hinab.« Da sprach er: »Abraham! steig hinab und bring mir meinen Schuh.« Doch Abraham erwiderte: »Gott! ich heisse Abraham, Gottes Freund,2 wie soll ich in die Hölle hinabsteigen, da verbrenne ich mir ja den Fuss!« Darauf sagte Gott zu Mose: »Steig du hinab, Mose!« Doch dieser sagte: »Ich heisse Gottes Sprecher«, und David – »Gottes Herz!«3 und Jesus – »Gottes Wort!«4 Da kam die Reihe an Mohammed. Sofort ging er hinunter, denn sein Name ist Gottes Sendbote, darum musste er sich hinbegeben. Dann wachte ich aber auf und weiss nicht, was weiter aus der Sache wurde.

1

Im Texte »seine«.

2

Der gewöhnliche Beiname Abrahams bei den Muslims (chalîl allâh oder chalîl errachmân) nach Jacobi 2, 23.

3

Aus dem Manne nach dem Herzen Gottes (I.Sam. 13, 14) wurde das Herz Gottes.

4

So nennen auch die Araber Jesum.

Quelle:
Lidzbarski, Mark (Hg.): Geschichten und Lieder aus den neuaramäischen Handschriften. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1896, S. 166-167.
Lizenz:
Kategorien: