7. Wie Eulenspiegel bestraft wurde und sich der Strafe entledigte

[224] Einige Tage später hatte Towo gestohlen und wurde vor den König gebracht. Der König bestimmte, daß er zur Strafe an einen Baum gebunden werden sollte, wo ihn jeder Vorübergehende sehen konnte. Als er nun festgebunden war, kam ein Buckliger vorbei und fragte Towo: »Na, dich haben sie ja festgebunden, was hast du denn ausgefressen, sag'!« Towo antwortete: »Ja, höre, ich hatte früher einen Buckel, und da ich niemanden fand, der mich behandeln konnte, habe ich mich hier am Baum festbinden lassen, und nun sieh' mal her, mein Buckel ist verschwunden. Also, wenn du willst, binde mich los, und dann wollen wir gemeinsam deinen Buckel wegbringen.« Der Bucklige fragte: »Ist das auch wirklich wahr?« Towo entgegnete: »Gewiß doch, weshalb soll ich denn dich betrügen?« Der Bucklige sagte: »Nun gut!« Darauf band er den Towo los. Und als er ihn losgemacht hatte, sagte Towo: »Komm' her, jetzt will ich dich anbinden.« Wie denn der Bucklige nun gut festgebunden war, fing er an zu schreien: [224] »O, mach' mich wieder los, das kann ich nicht vertragen, das kann ich nicht aushalten!« Aber Towo erwiderte: »Schrei' doch nicht so, sonst wird nichts rechtes daraus.« D'rauf lief er fort.

Der Bucklige schrie aber weiter in einem fort, so daß schließlich die Leute in großer Anzahl herbeikamen und fragten: »Sag' mal, Buckliger, warum hat man dich denn hier angebunden?« Er erwiderte: »Der Mann, der hier zuvor festgebunden war, hat mich hier angebunden. Er hat mir erzählt, daß er früher einen Buckel gehabt habe, der wäre verschwunden, nachdem er sich an diesem Baum hätte festbinden lassen. Ich habe das geglaubt, und nun hat er mich gehörig belogen und betrogen.«

Quelle:
Hambruch, Paul: Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde. Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 224-225.
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